Ich wage es. Ich schlage innerhalb der "beinahe liebe"-Gedichte zwei vor, die ich besonders mag. Zwei optimistische Slovs ... was ja fast ein Widerspruch in sich ist ... wo heute Sonntag ist ...
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (154)
... Irgendwann
wurde ich von einer leichten Berührung wach. Es waren Schamouis
Locken, als sie sich von mir hatte lösen wollen.
„Wo
willst du hin?“ Ich flüsterte es.
„Meine
Geschwister brauchen mich, wenn sie aufwachen.“ Ihre Stimme war
leise und hatte den Unterton absoluter Selbstverständlichkeit.
„Sie
können in der Burg aufwachsen.“ Ich gab mir Mühe, auch so
beiläufig selbstverständlich zu wirken. Gelungen ist mir das wohl
nicht. Aber das war auch nicht wichtig. Auf dem Weg zu ihrem Haus
bekam ich die Bestätigung. Schamoui lebte tatsächlich mit vier
jüngeren Geschwistern zusammen. Es gab keine Siedlungsgemeinschaft,
nur viele Nachbarn, die ihr halfen, wann immer sie darum bat. Aber
sie hatte selten gebeten. Auf meinen Vorschlag sagte sie nur: „Du
bist der Herr.“
Vielleicht
lag das daran, dass sie meine Sprache noch nicht sicher genug
beherrschte.
Das
Leben begann danach tatsächlich mit neuer alter Routine. Ich hatte
dabei allerdings noch mehr Aufgaben zu lösen als vorher. Die eine
war die Ankurbelung der Wirtschaft meines kleinen Landes. Ich konnte
die Saks, die die Belagerung der Chrustani überlebt hatten, ja nicht
zu einem vom Replikator abgesicherten Rentnerdasein verurteilen. Aber
wie sollten die Verhältnisse neu organisiert werden? Die Schlacht
hatte eine, sagen wir mal, abnorme Schräglage geschaffen: Von der
ganzen früheren Bevölkerung waren an Erwachsenen etwas mehr als
dreihundert Männer und dreitausend Frauen übrig geblieben. Wie
sollten die eine Gesellschaft für kommende Jahrhunderte entstehen
lassen? Na, zumindest gab es ja noch die Kinder …
Halt!
So schlimm war es nicht. Nur war die Zahl der Saks, die sich noch in
den Höhlen aufhielten, schwer zu schätzen. Also die, die als Frauen
und Kinder nicht Winterunterschlupf in der Stadt gesucht hatten, und
die Männer dazu, die zum Ausheben der Gräben gezwungen worden und
in den Wirren des Zusammenbruchs der Belagerung geflohen waren …
wahrscheinlich zu ihren Familien zurück, waren sicher mehrere
Tausend.
Und
damit hatte ich mein erstes Problem. Als die Belagerer im Herbst
angerückt waren, hatten sie, wie auch immer, offenbar die meisten
Höhlen entdeckt. Unwahrscheinlich, dass sie dort große Vorräte
hinterlassen hatten, vor allem an Saatgut. Aber genauso gut konnten
umgekehrt die Bauern, als ihnen dann die Flucht gelungen war, Vorräte
mitgenommen haben – nur ungleich verteilt auf die Gruppen. Ich
stellte also Karawanen zusammen, die alle bekannten Bergverstecke mit
Vorräten beladen ansteuern und die Situation ihrer Bewohner erkunden
und sie überlebensfähig machen sollten. Es kamen erste
Frühjahrsstürme auf, aber es war noch alles gefroren. In dieser
Phase warteten die normalen Saks ab. Aber ich überrumpelte mit einem
unerschöpflichen Tatendrang jeden skeptischen Vorbehalt. Hier wollte
ich der Landesvater sein und hier traute ich mir das auch zu. Nicht
zuletzt deshalb, weil mir die Wetterverhältnisse vertraut europäisch
vorkamen – nur eben mitunter etwas verzerrt....
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