Donnerstag, 23. August 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1492

Okay. Irgendwann wird einem Liebesgedichterei auch zu viel. Aber noch ist es nicht so weit - und für mich ist interessant, wie unterschiedlich Gedichte auf mich wirken, mit denen ich einst zufrieden war. Mit einem der beiden überarbeiteten folgenden bin ich allerdings wieder nicht zufrieden:

Heute dreht sich die Liebeslyrik ausnahmsweise um das Motiv des Wassers. Zuerst geht es um ein " Bad in der Regentonne" und dann scheitert der Versuch der vollkommenen Liebesvereinigung bei "vom oktopussieren" ...

Zumindest mehr zufrieden als mit den vorigen Fassungen bin ich bei den SF-Fortsetzungen:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (152)


... Ein Bildschirm im Monitorraum zeigte von nun an an, was mein zweites Ich sah, ein Kristall speicherte meine beziehungsweise seine Erfahrungen in Chrust. Ich aber schief mich, diesmal völlig entspannt, aus. Nun, so war ich überzeugt, würde mein Leben ungestört an der Stelle weitergehen, an der es durch die Belagerung unterbrochen worden war … Vielleicht mit dem Unterschied, dass ich nun nur noch über einen wirklich funktionierenden Replikator verfügte. Ich konnte meine Kopie in der Reichshauptstadt ja nicht ohne Machtmittel lassen.

Am nächsten Morgen erfasste mich eine vage Unruhe. Irgendwelche Albträume vor dem Aufwachen. Dann allmählich reifte der Gedanke. Angst. Es waren nicht nur die knapp fünf Monate, die ich überhaupt nicht mit meinen Saks hier zusammen gewesen war. Davor lag noch die Zeit, die durch die Belagerung und dann durch die fremden Saks-Soldaten nach der Belagerung bestimmt gewesen war. Eine unwirklich scheinende lange Zeit, in der meine Mädchen eben nicht mehr meine Mädchen gewesen waren. Die Ruhe, die man braucht für Zärtlichkeiten, die eigentlich so viel Harmonie bedeuten sollten wie für ein geliebtes Kind und den geliebten Lebenspartner in einem, fernab der Normen aus früheren Zeiten, ich hatte sie in der ganzen Zeit nicht mehr aufbringen können. Stattdessen hatte ich die jungen Frauen zu Soldaten gemacht, hatte sie eingesetzt, um ihresgleichen zu töten. Ich hatte das für unumgänglich gehalten, aber nun kam mir urplötzlich der Gedanke, dass sie das verändert haben könnte, nein musste. Ist ein Mensch, ein so junger noch dazu … entschuldige, ein Saks … aber das ist hierfür wohl egal … ist also ein Saks danach noch in der Lage, empfindsam neue Beziehungen zu entwickeln? Welche Rolle hatte das Schicksal – hatte ich – diesen jungen weiblichen Geschöpfen auf den Leib geschrieben? Unter meiner alles überragenden Führung hätte ich sie zu einem neuen Rollenbild geleiten wollen. Und nun hatten sie, die in ihrer Gemeinschaft an hinterster und trotzdem verhätschelter Stelle gestanden hatten, bereits Dinge getan, die die meisten Männer ihres Volkes nicht nur noch nicht getan hatten, sondern vor denen sie sich gefürchtet hätten. Wie würden sie mir danach gegenübertreten? Die einzige Chance, sie als mich anerkennende Personen zu erhalten, hatte ich verschenkt. Ich kam nicht an der Spitze eines mächtigen siegreichen Heeres zurück. Ich hätte mir an ihrer Stelle nicht geglaubt, hätte in mir nicht den Herrscher aller Lande sondern einen gescheiterten Flüchtling gesehen. Selbst äußerlich konnten sich meine Mädchen verändert haben.
An dieser Stelle meiner Überlegungen hatte ich bereits aufgegeben, mich normal sehen zu lassen, als wäre die Zeit dazwischen überhaupt nicht gewesen. Wie ein gejagter Dieb hockte ich im Monitorraum. Wenigstens diese Macht war mir geblieben, viel zu sehen, ohne gesehen zu werden. Für einen Augenblick dachte ich daran, einen Neuanfang von jener Stelle aus zu versuchen, an der ich auf diesem Planeten gelandet war und so, als hätte es die Zeit dazwischen nicht gegeben. Zugleich wusste ich, das war einfach nicht möglich. Und dann sah ich sie …

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