Dienstag, 21. August 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1490

Macht Liebe glücklich? Wer die folgenden beiden "Gedichte des Tages" gelesen hat, wird weder JA noch NEIN mit inbrünstig-naiver Überzeugung sagen können:


"Auf-gelebt" war eines der frühesten Liebesgedichte meiner aktuellen Entwicklung, zugleich eine Danksagung für eine konkrete junge Frau, die sich wahrscheinlich nicht darin wiedererkennen würde, und die Kraft der einander beflügelnden Partnerschaften.
"im wind" ist dagegen klar ... die unlösbare Sehnsucht nach etwas, das doch immer unerreicht bleibt ...


Wer diese Fortsetzung des Romanprojekts gelesen hat, wird hoffentlich die Neugierde auf weitere nicht verloren haben:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (150)


... Für mich war diese Wanderung mehr als ungewöhnlich. Das einzig Positive war, dass es in den Schneenächten nicht absolut dunkel wurde und obwohl tagsüber kaum die Sonne schien, mir Unwetter erspart blieben. Wir kamen in der zwölften Nacht vor Morgengrauen unbehelligt an. Kannst du dir meine Gefühle vorstellen, als sich die Umrisse meiner Stadtmauer vor mir abzeichneten? Dieses innere Aufatmen, wieder nach Hause zu kommen? Zugleich die Angst, es könnte sich etwas Wesentliches verändert haben? Ich war zwar keine fünf Monate weg gewesen, aber … Nein, dieses Aber vermochte ich nicht genau zu fassen. Mich durchfuhr nur plötzlich ein Schreck: Welchen Eindruck machte es, wenn wir, die wir mit fast 30000 Männern losgezogen waren, zu viert vor den Toren der Stadt auftauchten!
Dann der beruhigende Gedanke: Das Schlachtfeld wurde doch von einem Robbi überwacht. Er würde uns ohne solche vorpreschenden Gedanken erkennen und ohne Aufhebens einlassen.
Und so geschah es. Wie heimlichen Banditen wurde uns die Pforte im Stadttor halb geöffnet und hinter uns sofort wieder geschlossen. Wir schlüpften hinein, schlichen uns über den Burghof rauf zum Monitorraum, ließen uns berichten, was es Neues gäbe. Die Antwort war ein „Nichts!“
Ich bohrte nach und erfuhr so, dass ich den Zeitpunkt meiner Invasion wirklich gut gewählt hatte. Für die Saks-Bauern war der Winter eine Jahreszeit … also auf der Erde gab es Tiere, die schliefen den Winter durch. Hier war es seit Generationen üblich, so wenig wie möglich zu unternehmen, um so wenig wie möglich Hunger zu bekommen. In relativer Apathie empfingen meine Städter ihre Mahlzeiten von den dafür eingesetzten Robbis. Ansonsten genossen sie die anheimelnden Temperaturen in ihren Häusern und hockten beieinander. Sie schienen tatsächlich fast nichts zu tun. Konnte ich es ihnen verübeln? So viele Männer würden nie mehr für ihre Familien da sein können, mehr als die gewohnte Nachbarschaftshilfe ausgleichen konnte. Mir blieb nur die Hoffnung, dass die vielen Aufgaben, die das Frühjahr bringen würde, diese demütige Trauer verdrängen würde.
Meine Mädchen arbeiteten ihre Lernprogramme ab. Anscheinend aber absolut lustlos. Es habe zwar keine Auflehnung gegeben, aber auch für die Mädchen hatte die Hauptbeschäftigung im Schlafen bestanden. Das Einzige, was sie wohl als Wunder in Anspruch nahmen, waren die Duschen. Es schien sie unwahrscheinlich zu beeindrucken, dass trotz der Kälte draußen und ohne meine Anwesenheit warmes Wasser aus den gewohnten Löchern schoss, wenn sie den Bedienhebel drückten.
...

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