Donnerstag, 30. August 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1499

Wer weiß, wie viel Zeit zum Journal-Schreiben während der CITA bleibt. Also hier die Versatzstücke literarischer Normalität im voraus:


Zwischendurch ignoriere ich einfach, dass die CITA de la Poesia läuft und präsentiere, als wenn nichts wäre, Angebote aus der Kategorie "beinahe Liebe:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (159)


... Schamoui wurde zum dauernden Studienobjekt. Ganz hatte ich meine Angst nicht vor ihr geheim halten können. So verschaffte es ihr wohl erst wieder etwas Gelassenheit, dass sie von so vielen Interessierten beständig begafft und in ihrem Zustand erklärt wurde.
Den absoluten Heldenstatus erlangte sie allerdings, als sie während einer jener vielen Studien behauptete, sie habe eine Bewegung gespürt. Auch die Kinder, die nicht Mediziner werden wollten – wir hatten von denen inzwischen drei Gruppen gebildet – wollten wenigstens einmal auf diesen Wunderbauch fassen dürfen.
Anfangs waren die Veränderungen an Schamouis Körper ein Wunder vollendeter Formen. Weibliche Formen, von denen kein Mann nicht träumen würde, solange er noch Mann war. Aber dann begann sich das Leben in ihrem Becken auszubreiten. Schamoui war doch nur 145 Zentimeter groß, noch dazu ein ganz zierliches Wesen, ich dagegen war ein ausgewachsener Menschenmann. Das kann man sogar jetzt noch erkennen. Zu welcher Übergröße im Verhältnis zur Mutter sollte sich das Embryo entwickeln?!
Das war vielleicht keine Frage für einen Weltraumhelden, aber in dieser Zeit die alles entscheidende. Meine Unterhaltungen mit Xonoti festigten schließlich meine Überzeugung, dass die zu erwartende Entbindung der menschlichen im Wesentlichen entspräche – was aber hieß, dass diese hier auch unter den erreichten Fortschritten der Menschheit selbst auf der Erde als Risikoschwangerschaft gegolten hätte. Als der wahrscheinlich 180. Schwangerschaftstag erreicht war, erklärte ich Schamoui, ich würde ihr dieses Baby im Schlaf aus ihrem Bauch holen. Wie war ich meiner Schamoui da dankbar, dass sie eben diese Schamoui war. Ihren Blick konnte ich einfach als Vertrauensbeweis nehmen und anfangen.
Ich war gut vorbereitet. Eine Narkosemaschine wurde direkt ans Nervensystem des Mädchens angeschlossen. Einzig das Herausschneiden hatte den Touch einer Fleischerarbeit wie vor Tausenden von Jahren. Das Vernähen der offenen Wunde war dagegen etwas fortschrittlicher als zu alter Zeit. Trotzdem. Jene Maschine, die auf der Erde eingesetzt worden wäre, um die Operierte erst mit fast verheilter Wunde aufwachen zu lassen, ließ sich nicht replizieren. Schamoui würde als eine akut Verletzte aufwachen.
Weißt du, das Gebären wird wohl ewig etwas Mystisches behalten. Dieser berühmte erste Schrei und so. Für mich war das alles anders. Ich musste Vater und Arzt in einem sein, die Mutter war dabei betäubt, das Baby, es war ein Mädchen, an dem keine Fehlbildungen erkennbar waren, schien nichts Anderes im Kopf zu haben, als zu schlafen. Nur ein kurzes Ächzen gab es von sich. Wenigstens zeugten die Apparate von der Gesundheit von Kind und Mutter. Kaum war das Baby eingehüllt, musste ich die Mutter noch zunähen, müde und erschöpft wie ich war.
Still umarmte ich mein kleines Team, legte mich neben meine intergalaktische Familie und schlief selbst ein. ...




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