Ein Gedicht aus jener ersten Buchveröffentlichung "Mit Blindenhund durchs Liebesland", bei dem ich besonders wenig zu ändern wusste, ist "Reptil". Da steckt noch immer viel "Ich" drin ...
Die Frage nach dem Selbstbetrug, nach der merkwürdigen Geographie der Liebe ist in "Islands" erhalten - auch etwas Altbekanntes ...
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (151)
... Den
Rest des Tages schlief ich aus. Als es wieder dunkel geworden war,
schlich ich hinter die Küche zu den beiden Replikatoren. Ja, ich
habe dir nicht alles erzählt. Ich hatte natürlich versucht, mit
einem meiner beiden ursprünglichen Replikatoren neue zu replizieren.
Logischerweise ging das nicht im Ganzen. Leider kam ich mit dem
Verbinden der Module nicht zurecht. Im Wesentlichen besaß ich also
einen echten Replikator und ein Gerät, das so aussah. Ich fand
einfach den Fehler nicht.
Es
folgte eine mühsame Puzzlearbeit. Es war immer schon etwas
Besonderes, Robbis zu fertigen und ihnen dann Merkmale zu geben,
anhand derer man sie unterscheiden konnte. Diesmal aber kam es darauf
an, dass niemand den neuen Robbi unterscheiden konnte – und zwar
von mir. Eine dafür erforderliche Oberflächenmatrix war weder
vorhanden noch vorgesehen. Ich musste also erst eine Matrix meines
Kopfes anfertigen, sie dann im Programm aushöhlen wie einen Kürbis
– ach, entschuldige, das ist eine riesige gelbe Frucht mit dicker
Schale, aus der man Gesichter schneiden kann – und diese Restmatrix
einem Robbigerüst überstülpen. Dieser Robbi hatte da schon seinen
Fernimpulsempfänger eingebaut bekommen und sein Datenspeicher war
mit Informationen gefüllt, die ich ihm aus meinem Gehirn überspielt
hatte. Er würde sich also zum Beispiel an das Meiste erinnern, an
das ich mich auch hätte erinnern konnte. Die Eroberung Chrusts zum
Beispiel, alle Saks, denen ich dort begegnet war … Eigentlich noch
an mehr, vor allem dauerhafter als ich. Er vermochte nur die Daten
nicht zu aktivieren, die das Gehirn aus dem Kurzzeitgedächtnis
gelöscht hatte. Da er also mehr Daten aktiv nutzen konnte als ich,
war er sozusagen ein Super-Ich.
Auf
der Erde hatte es eine ganze Reihe von Abenteuerromanen gegeben, in
denen solche Super-Ichs ihre Fernimpulsempfänger außer Betrieb
gesetzt hatten oder diese durch technischen Verschleiß ausgefallen
waren. Damit wären diese unbeeinflussbaren Super-Ichs überlegene
Androiden, die dann dank der auch mit überschriebenen tierhaften
menschlichen Eigenheiten zu überlegenen Feinden wurden. Praktisch
war solch ein Fall zwar nie aufgetreten, die Produktion eines solchen
Subjekts gehörte aber zu den Tabu-Bereichen. Wer es gewollt hätte,
konnte es trotzdem schaffen, selbst, wenn er dazu erst einen
Minimatrizenpräger replizieren musste. Das also war meine Lösung.
Im nächsten Morgengrauen stand ich mir gegenüber. Wieder so ein
ungewöhnliches Gefühl: Ich unterhielt mich mit mir. Ich antwortete
mir. Ich hörte mich mit meiner Stimme sprechen. Ich testete mich.
Über den Fernimpuls sperrte ich die Information, wo sich der
Ausschalter befand. Dann befahl ich mir, mich auszuschalten. Ich sah
meine Verwirrung, ich hörte mich mir antworten, das ginge nicht,
meine Nanniten ermöglichten ein unbegrenztes Leben. Ich schaltete
mich aus. Ich stand vor mir als starre Maschine. Ich schaltete mich
an und erkannte mich wieder. Ich vermied natürlich, mir Gelegenheit
zur Beobachtung des Schaltens zu geben. Ich war zufrieden. Einmal
noch ruhen und in der Nacht floh mein zweites Ich in Richtung Chrust.
Zusammen mit den drei Robbis, die mich zuvor heimbegleitet hatten. ....
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