Montag, 13. August 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1482

Hurra, es geht wieder mit den neuen "Gedichten des Tages" los - und es sind neue Testgedichte!

Zwischendurch einmal wieder zwei Testgedichte. Bei "KLEINliches" hoffe ich, dass die Überschrift so unmissverständlich genug ist, dass jeder erkennt, von wem hier die Rede ist. Etwas lockerer ist natürlich die "Grammatikalische Morgengymnastik" anzugehen. Da hoffe ich, dass man dem Text sein Entstehungsanlass, nämlich ein tatsächliches morgendliches Verkatertsein, nicht mehr anmerkt ...

Weniger spektakulär geht es beim Fortsetzungsromanprojekt weiter:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (142)


... Die Verwandlung des Heeres in Glieder und Organe eines gewaltigen Wesens, das langsam durch die Landschaft stampfte, war mitunter sehr schwer. Mindestens 20000 Mann mussten dabei Arbeiten vollbringen, die ihnen unsoldatisch vorkamen. Das Treiben einer Schweineherde war darunter wenigstens noch etwas Lustiges. Außerdem war es mit dem Reiz verbunden, dass der Proviant relativ freiwillig mitlief. Aber die meisten Sachen mussten geschleppt werden. Die einheimischen Tiere, die die Soldaten am Anfang der Belagerung noch mit sich geführt hatten, waren damals entflohen. Große Tiere konnte ich nicht als lebende Strukturen replizieren, und die meisten Wege waren schon unter günstigen Bedingungen schlecht für moderne Technik geeignet. Einzig der Gleiter war beständig im Einsatz. Die Mädchen, die ihn begeistert flogen, waren mit einem schwarzen Ganzkörperüberzug verhüllt. Sie war nicht leicht zu überzeugen gewesen, dass körperliche Annäherungen von Tausenden der Liebe entwöhnten Männer mit einiger Sicherheit nicht nur schmerzhaft und entwürdigend, sondern auch tödlich enden konnten. Sie durften auch nicht sprechen – aber sie genossen doch den Reiz ihrer Rolle als fliegende Geister.
Die Mühen dieser Tour brauche ich wohl nicht auszubreiten. Die kannst du dir ausmalen, wenn du bedenkst, dass bis dahin aus gutem Grund der Winter eine feldzugfreie Zeit gewesen war. Nur die Qualität der replizierten Kleidung überzeugte die Männer.
Als wir geschätzte drei normale Tagesmärsche vom Rand Chrusts entfernt waren, jeden Augenblick irgendwelche Spitzen der Stadt auftauchen konnten und wir damit rechnen mussten, von dort entdeckt zu werden, kam ein Schneesturm auf. Vielleicht wäre es vernünftig gewesen, zu halten und alle zusammenzudrängen. Aber bedenke, der Zug erstreckte sich sowieso über mehrere Kilometer Länge. Wie lange das Unwetter andauern würde, war nicht abzusehen. Zehn zusammenhängende Tage waren keine Seltenheit. Wir wären nicht vorwärtsgekommen. Nie mehr. Und die Jeeps hätten vielleicht bis ins Frühjahr festgesteckt … wo niemand mehr etwas mit ihnen hätte anfangen können.
Ich gab also den Befehl weiterzugehen. Immer weiter in der bisherigen Richtung. Wer konnte, sollte sich mit Neben- oder Vordermann zusammenbinden. Egal wie, nur vorwärts.
Wer wie diesen Befehl ausführte, ja, wer ihn überhaupt weitergab, war nicht zu sehen. Mein Jeep war zwar mit einem Lautsprecher ausgerüstet, der bei gutem Wetter von fast allen Soldaten zu hören gewesen wäre. Diesmal aber hörte man wahrscheinlich nur unwesentlich weiter, als man sehen konnte. Der Gleiter war … ich weiß nicht wo. Der Rest litt mindestens drei Tage Hunger....





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower