Sonntag, 12. August 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1480

Die spezielle Seite der niederköchelnden Liebe ist diesmal Ansatzpunkt der beiden "Gedichte des Tages":

Heute stehen zwei inhaltlich ähnliche Aussagen in verschiedener formaler Gestalt nebeneinander. Da ist zum einen das Testgedicht "Auf kleiner Flamme". Aus dem Fundus von "beinahe Liebe" passt dazu "Nebeneinander allein" ... oder?!

Beim utopischen Fortsetzungsroman dagegen geht es um eine Kriegslist:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (140)


... Ich brauchte eine Woche, um die angeblichen Vorhuttruppen mit Waffen, Material und Proviant auszustatten. Die einzige Einschränkung, die sie – allerdings ohne es zu wissen – verkraften mussten, war, dass der Schmuck ihrer Schilde zwar genauso wie bei den bekannten aussah, aber keine elektrischen Ladungen enthielt.
Ich musste mit mehreren Varianten rechnen. Vorstellbar war, dass die neuen Chrustani-Heerführer, kaum, dass sie unter sich waren und gegen ihre eigenen Verbündeten kämpfen sollten, wieder die Seiten wechseln würden. Deshalb plante ich für die Vorhut die Söldner aus Chrust ein, die die Belagerung von Fredville überlebt hatten. Wenn sie mich verrieten, stärkten sie zwar die Garnisonen in ihrer aktuellen Verteidigungskraft, aber sie setzten auch das Alarmsystem des großen Reiches in Gang. Wahrscheinlich würden starke Truppenreserven den Bedrohten in Tlaiantios aus mehreren Reichsteilen zur Hilfe eilen. Da ich ja eigentlich Chrust angreifen wollte, taten sie mir damit einen Dienst.
Die zweite Variante war, dass die Garnison sich der Belagerung stellen musste. Sicher war, dass sich der Angriff auch dann schnell bis Chrust herumsprechen würde. Weniger sicher war, ob von dort ein Entsatzheer geschickt würde, wenn die Zahl der Angreifenden so besiegbar wirkte. Allerdings mussten allein meine frisch ausgestatteten Soldaten einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Es gab noch eine Reihe von Abwandlungen dieser Grundvarianten. Sie hatten aber eines gemeinsam: In Chrust würde man bald hören, dass das Valitum, das von einem Reichsheer von 100000 Mann nicht besiegt worden war, nun den Chrust abgewandten Teil des Reiches angriff. Und man würde annehmen, es sollte dort eine vom Chrustani-Reich unabhängige Macht aufgebaut werden. Eigentlich durfte ich davon ausgehen, dass die beweglichsten Truppen nach Tlaiantios eilen würden.
Was ich aber wirklich vorhatte, würden weder die Verräter preisgeben können, noch war etwas so Wahnwitziges zu erwarten.
Selbstverständlich merkte ich meinen neuen Offizieren die Unruhe an, als eine Woche nach dem Abmarsch der Vorhut noch immer keine Bereitschaft zum Abmarsch erreicht war. Allerdings waren die privilegierten Bürger Chrusts unbeliebt genug, um ihnen eine verlustreiche Vorbelagerung zu gönnen, deren Früchte dann die später Nachrückenden ernten würden. Sogar auf die Möglichkeit des Verrats wiesen mich meine Offiziere hin. Aber als Soldaten waren sie verroht genug, um meine Bemerkung, dass den Gegnern keine echten Waffen in die Hände fallen würden, mit Hohngelächter zu quittieren. Dass wir einen Feldzug im Winter wagen konnten, überraschte sie nicht. Sie hatten so etwas nur noch nie mitgemacht. Die übereinstimmende Meinung war eindeutig: Sollte nicht in den nächsten vier Wochen ein Entsatzheer eintreffen, würden wir Tlaiantios überrennen und uns einverleiben. Noch immer klärte ich sie nicht darüber auf, dass sie nach Chrust marschieren sollten, ich nur die Soldaten der Reichshauptstadt hatte wegschicken müssen. Noch immer musste ich Verrat einkalkulieren. Wenn meine frisch beförderten Offiziere hoffen durften, ihren Rang im Imperium zu behalten, konnte ich keine Treue erwarten. ...



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