Beim ersten Teil der Sakur-Saga fände ich interessant, welcher Leser ohne vorher nachgelesen zu haben - was ja auf so einem Blog nicht geht - inzwischen ahnt, wie dieser Teil ausgeht. Egal ... Hier also die nächste Fortsetzung.
Thomas Reich hat sich lyrisch eines der Fetische angenommen, die uns vorgesetzt werden, sie gläubig anzubeten - er scheint´s, tut´s nicht: "Unendliches Wachstum".
Als mit dem Lorm-Stichwort gleich 9 Variationen zum Thema als eigenständige Gedichte geboren wurden, sozusagen Neunlinge, war die literarische Mehrlingsgeburt eigentlich eine leichte ... auch, wenn die Schwangerschaft eine komplizierte war. Anders war dies mit den Mehrlingen vom Mittwoch, wozu auch "Des Poeten Polygamie" gehörte. Da ist der Zusammenhang nicht sofort erkennbar ... höchstens, dass sie nicht ... zu traurig gerieten ...
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (175)
... Am
liebsten hätte ich das verdammte Schamoui-Double gleich
abgeschaltet. Aber ich wartete, bis der Gleiter in der Nähe meiner
Stadt war. Dort versteckte ich die Puppe im Wald. Nach Hause!
Plötzlich sehnte ich mich nach meiner so wirklichen Schamoui, nach
meinem Harem, nach meiner Aufgabe für die folgenden tausend Jahre.
Ich
wurde begeistert am Tor empfangen. Ich dankte allen, schickte meine
Kinder an ihre Plätze, behielt Schamoui am Arm … In ihrem Bett
nahm ich sie mit einer Gewalt, als wollte ich die vergangenen Tage in
ihrer Liebe versenken. Als die junge Frau dann auf mir ritt, mir so
zeigte, sie wollte mich auch, als ich einschlief, während Schamoui
Duan versorgte, als alle beide Haut an Haut an meiner Haut
einschliefen, ich das im Halbschlaf mehr ahnte als merkte, da hatte
ich das Gefühl, ich konnte nur schlecht geträumt haben. Nein. Die
Ahnung war schon da. Etwas war anders geworden. Ich wagte nur nicht,
darüber nachzudenken was …
Die
Auflösung des Rätsels ließ nicht lange auf sich warten. Ich
pflegte wirklich mit der Gemeinde der Menschen Kontakt. Ich teilte
ihre Freude auf meine Weise. Auch ich war froh, als die Reisenden
nach meinem Kontinent heil bei der zurückgebliebenen Gruppe
angekommen waren. Ich weiß nicht mehr, wie das Gespräch darauf kam,
aber irgendwann erzählten sie mir dann, dass es lange vor der
Abreise einen heftigen Streit gegeben habe. Ich wisse ja, sie hätten
sich früh in die Gemeinschaft der Bewohner integriert. Die
Verhältnisse der Erde ließen sich hier aber nie herstellen. Auf der
Erde gäbe es immer wieder Neues und für alle Menschen sei ein für
hiesige Verhältnisse unvorstellbar langes Leben das Normale. Hier
herrsche der Kreislauf des Vergehens. Sie hätten sich deshalb sehr
gefreut, dass auch ich zu diesem Ergebnis gekommen sei, wenn ich mit
einer Saks ein Kind gezeugt habe, was sie sich trotz der
hervorragenden Medizintechnik bisher nicht getraut hätten. Sie
würden es wohl nun auch versuchen.
Wie
immer sie es drehten … bei der Eingliederung in die Welt dieses
Planeten wären die Nanniten hinderlich. Hunderte, vielleicht
Tausende Jahre im engen Kreis derselben Menschen leben zu müssen,
während um sie herum immer neue Wesen heranwüchsen und stürben,
das war einfach eine zu schwere Strafe. Zum Glück hatten sie
entdeckt, dass einige Beigaben zu dem Getränk, dass der irdischen
Kumys so ähnlich sei, das Leben gesund und für einheimische
Verhältnisse lang gestalte, aber zugleich – und das sei das
Entscheidende – die Nanniten aus dem Körper treibe wie eine
Krankheit. Ein einziger Trunk genüge ...
Zur
Direktive, sich nicht in fremde Entwicklungen einzumischen, gab es
natürlich Umsetzungsrichtlinien. Da hieß es zum Beispiel, den
fremden Intelligenzen möglichst nicht aufzufallen, ansonsten aber
sich ihnen weitestgehend anzupassen.
Ich
musste zugeben, dass die Dimension unserer Lebenserwartung einer
solchen Anpassung wirklich am meisten im Wege stand. Was sollten die
Saks von Wesen halten, die nicht alterten? ...
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