Samstag, 15. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1515

Diesmal versuchen sich die "Gedichte des Tages" wieder einmal im Ausloten der möglichen Gegensätze. Ob es wohl gelingt?
Beim ersten Teil der Sakur-Saga fände ich interessant, welcher Leser ohne vorher nachgelesen zu haben - was ja auf so einem Blog nicht geht - inzwischen ahnt, wie dieser Teil ausgeht. Egal ... Hier also die nächste Fortsetzung.



Thomas Reich hat sich lyrisch eines der Fetische angenommen, die uns vorgesetzt werden, sie gläubig anzubeten - er scheint´s, tut´s nicht: "Unendliches Wachstum".
Als mit dem Lorm-Stichwort gleich 9 Variationen zum Thema als eigenständige Gedichte geboren wurden, sozusagen Neunlinge, war die literarische Mehrlingsgeburt eigentlich eine leichte ... auch, wenn die Schwangerschaft eine komplizierte war. Anders war dies mit den Mehrlingen vom Mittwoch, wozu auch "Des Poeten Polygamie" gehörte. Da ist der Zusammenhang nicht sofort erkennbar ... höchstens, dass sie nicht ... zu traurig gerieten ...




Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (175)





... Am liebsten hätte ich das verdammte Schamoui-Double gleich abgeschaltet. Aber ich wartete, bis der Gleiter in der Nähe meiner Stadt war. Dort versteckte ich die Puppe im Wald. Nach Hause! Plötzlich sehnte ich mich nach meiner so wirklichen Schamoui, nach meinem Harem, nach meiner Aufgabe für die folgenden tausend Jahre.
Ich wurde begeistert am Tor empfangen. Ich dankte allen, schickte meine Kinder an ihre Plätze, behielt Schamoui am Arm … In ihrem Bett nahm ich sie mit einer Gewalt, als wollte ich die vergangenen Tage in ihrer Liebe versenken. Als die junge Frau dann auf mir ritt, mir so zeigte, sie wollte mich auch, als ich einschlief, während Schamoui Duan versorgte, als alle beide Haut an Haut an meiner Haut einschliefen, ich das im Halbschlaf mehr ahnte als merkte, da hatte ich das Gefühl, ich konnte nur schlecht geträumt haben. Nein. Die Ahnung war schon da. Etwas war anders geworden. Ich wagte nur nicht, darüber nachzudenken was …

Die Auflösung des Rätsels ließ nicht lange auf sich warten. Ich pflegte wirklich mit der Gemeinde der Menschen Kontakt. Ich teilte ihre Freude auf meine Weise. Auch ich war froh, als die Reisenden nach meinem Kontinent heil bei der zurückgebliebenen Gruppe angekommen waren. Ich weiß nicht mehr, wie das Gespräch darauf kam, aber irgendwann erzählten sie mir dann, dass es lange vor der Abreise einen heftigen Streit gegeben habe. Ich wisse ja, sie hätten sich früh in die Gemeinschaft der Bewohner integriert. Die Verhältnisse der Erde ließen sich hier aber nie herstellen. Auf der Erde gäbe es immer wieder Neues und für alle Menschen sei ein für hiesige Verhältnisse unvorstellbar langes Leben das Normale. Hier herrsche der Kreislauf des Vergehens. Sie hätten sich deshalb sehr gefreut, dass auch ich zu diesem Ergebnis gekommen sei, wenn ich mit einer Saks ein Kind gezeugt habe, was sie sich trotz der hervorragenden Medizintechnik bisher nicht getraut hätten. Sie würden es wohl nun auch versuchen.
Wie immer sie es drehten … bei der Eingliederung in die Welt dieses Planeten wären die Nanniten hinderlich. Hunderte, vielleicht Tausende Jahre im engen Kreis derselben Menschen leben zu müssen, während um sie herum immer neue Wesen heranwüchsen und stürben, das war einfach eine zu schwere Strafe. Zum Glück hatten sie entdeckt, dass einige Beigaben zu dem Getränk, dass der irdischen Kumys so ähnlich sei, das Leben gesund und für einheimische Verhältnisse lang gestalte, aber zugleich – und das sei das Entscheidende – die Nanniten aus dem Körper treibe wie eine Krankheit. Ein einziger Trunk genüge ...
Zur Direktive, sich nicht in fremde Entwicklungen einzumischen, gab es natürlich Umsetzungsrichtlinien. Da hieß es zum Beispiel, den fremden Intelligenzen möglichst nicht aufzufallen, ansonsten aber sich ihnen weitestgehend anzupassen.
Ich musste zugeben, dass die Dimension unserer Lebenserwartung einer solchen Anpassung wirklich am meisten im Wege stand. Was sollten die Saks von Wesen halten, die nicht alterten? ...

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