Diesmal ist es Thomas Reich, der ein lyrischen Bild vorgibt. Die "Stopfgans" steht hier wohl dafür, dass "wir" den Hals nicht voll genug bekommen. Pech oder Glück für ihn, dass er mich mit seinem Bild sofort zum Widerspruch herausgefordert hat. Anlauf eins dabei führte zu "keine Stopfgans" ...
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (177)
... Aber
ich war doch nicht irgendein Mensch, hatte mir mitten im Festland, an
der Grenze zu einem Gebirge, eine Insel mit Einheimischen
geschaffen, die ich tatsächlich nach meinem Bilde formen
konnte. Meine Frauen. Meine Mädchen. Meine Kinder.
Natürlich
hätte ich mein Robbi-Ich auch abschalten können. Aber dann wäre
ein neuer Machtkampf ausgebrochen und in nicht zu ferner Zukunft
hätte die nächste Armee meine Insel belagert, die Ernte geplündert,
wie auch immer.
Ich
blieb also. Und ich schob die Entscheidung in Chrust erst einmal auf.
So lange mein Doppel dort herrschte, hätte ich hier Frieden.
Kaum,
dass ich versuchte zu schlafen, packte mich der nächste Schreck:
Meine ganze Welt hier beruhte auf Robbis und Replikatoren und
Überwachungsanlagen, durch die in meiner Stadt und um sie herum kein
Kaninchenbock seine Zippe unbeobachtet beschnuppern konnte. Wer würde
das erben? Wer würde das wie verwenden? Duan war ein Kind dieser
Welt. Ich würde die mir verbleibenden Jahre dafür verwenden müssen,
meine Gemeinschaft von den Segnungen einer Kultur von übermorgen
unabhängig zu machen. Wenn ich nicht mehr war, durfte auch kein
Replikator mehr sein.
Wenn
ich nicht mehr war …
Diese
für mich bis zu diesem Tag undenkbare Formulierung bestimmte nun
mein Denken. Dass ich mit meinen Mädchen älter werden würde. Es
war wahrscheinlich, dass die Kinder meiner Gemeinschaft deutlich
älter würden als ihre Vorfahren. Dafür sorgten die
abwechslungsreiche Nahrung und das sicherere Leben, aber astronomisch
wäre der Sprung nicht. Ich konnte darauf hoffen, dass ich noch die
mir folgende Generation überleben würde. Sozusagen ein Zipfel
Unendlichkeit.
Mehrere
Tage schwankte ich in meinen Gedanken zwischen dem Horizont eines
Gottes und einer Ameise hin und her. Mehrmals begann ich eine Liste
der Dinge, die ich in meinem Restleben noch alle schaffen wollte.
Dann verfluchte ich die Menschen meines Raumschiffs, die sich über
grundlegende Prinzipien menschlichen Zusammenleben hinweggesetzt
hatten. Sie hatten mich einfach verurteilt ohne Chance, meine
Individualität zu verteidigen, ohne Chance, in die Gemeinschaft der
Menschen zurückzukehren, ohne Chance auf den selbst gewählten
Platz. Sie waren ja nicht besser als ich. Dann entschuldigte ich sie:
Hier herrschten einfach andere Bedingungen, die alle ethische
Vernunft der Erde in Unvernunft verwandelte. Sie hatten Recht. Sie
wussten ja nicht um die übermenschlich große Aufgabe, die ich mir
gestellt hatte. Wäre ich nicht wirklich irgendwann wegen der
eintretenden Routine und der ewigen Trauer, die Partner, an die ich
mich gerade gewöhnt hätte, wieder zu verlieren, innerlich geistig
verfallen? Wenn das passiert wäre, hätte ich es merken und
korrigieren können? Und dann ärgerte ich mich über die Temperatur
im Lebensmittellager. Und ich wusste auch warum: Die konnte ich
ändern. Meine Liste aber verwarf ich mehrmals pro Tag, ohne
voranzukommen. ...
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