Dies "nur", weil dieses Journal ja am Weltfriedenstag erscheint ...
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (161)
... Dafür
arbeitete ich mich weiter an der Entwicklung einer modernen
Landwirtschaft ab. Die war ungeheuer spannend. Herausfordernd. Gerade
für mich. Ich hatte früher nichts davon verstanden, vielleicht
gerade einmal das Wort Fruchtfolge gehört. Nun musste, nein, wollte
ich den Kindern den Nutzen von Computern für die Optimierung der
Versorgung von Lebewesen mit allem Notwendigen vorführen, konnte
zeigen, dass Pflanzen Lebewesen waren und das wichtigste Prinzip der
Ernährung eines intelligenten Wesens die Unterschiedlichkeit ist.
Bei so viel Abwechslung würde jeder auf Speisen stoßen, die ihm
mehr und welche, die ihm weniger schmeckten. Aber es darf doch nicht
alles sein, nur den Bauch vollzubekommen. Sie sollten auch Genuss am
Speisen empfinden. Irgendwie war mir schon klar, dass ich sie damit
ihrem bisherigen Leben entfremdete. Aber auf der anderen Seite hatten
diese Saks-Kinder in wenigen Wochen von mehr Genießbarem gehört als
zig Generationen vor ihnen und sie würden bald durch eigenes Handeln
über eine noch größere Auswahl an Essbarem verfügen.
Ein
Erlebnis für sich waren die Haustiere. Bisher kannten die Kinder nur
die Kalaks und die nur von weitem als Reit- und Lasttiere der
Wohlhabenden, und die Schweine, an die sie sich als Schlachtvieh
gewöhnt hatten. Nun bekam allmählich jedes Kind meiner Schule sein
kleines Tier. Und zumindest theoretisch wussten die Kinder schon, wie
sich diese Tiere vermehren würden. Begeistert erzählten sie mir
Geschichten über eigene und von anderen gehörte Erlebnisse mit
Lebewesen ihrer Wildnis. Gemeinsam versuchten wir herauszubekommen,
was davon wahr und für uns verwendbar und was wahrscheinlich Produkt
wilder Fantasie war.
Mit
anderen Worten: Diese Kinder lernten denken, abstrahieren, ihre Welt
immer bewusster erweitern.
Auch
wenn die Objekte für diese Lernaktivitäten alle noch aus den
Replikatoren stammten, würden sie bald eine neue Natur sein. Wenn
diese Kinder erwachsen wären, wäre ein gebratenes Hähnchen für
sie so selbstverständlich wie für mich – nur dass sie das Tier
selbst noch lebend gekannt haben würden. Und alles neue Saatgut
stammte dann von den eigenen Feldern.
Rein
intuitiv hatte es bei den Saks schon Mehrfelderwirtschaft gegeben.
Vergangene Generationen hatten bemerkt, dass der beständig
wiederholte Getreideanbau auf demselben Feld den Ertrag minderte.
Dass man woanders neu anfangen musste. Nun konnte ich die
biochemischen Grundlagen erklären … und hatte dann Mühe, die
Kinder davon abzuhalten, ihre Feldchen mit Dünger fett zu machen. ...
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