ESM, virtuelles Geld, echtes Geld, Kapital ... Eigentlich müsste ich Sebastian Deya und Thomas Reich dankbar sein für die Anregungen sowohl formale als auch inhaltlicher Art. Auf jeden Fall ist also heute Tag des krank machenden Geldes. Da ist als mir schon FAST gelungen vorkommendes Testgedicht "Irrsinn" zu nennen, aber auch "Moneyjunkie" zehrt vom selben Grundgedanken. Wobei ... beide sind natürlich dem Gedanken geschuldet, mein K-Manuskript mit einem Titel "Gesundet vom Geld" oder "Geheilt vom Geld" zu versehen ....
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (180)
... Sie
konnte den Körper des Menschen doch nicht einfach den wilden Tieren
überlassen! Aber selbst wenn … In der Dunkelheit den Weg durch die
Grazzeln zu wagen, wäre glatter Selbstmord. Also warten.
Lujann
blieb die Nacht wach. Zeit genug, Freds Worte hin und her zu wenden.
Nein. Sie würde nicht so weitermachen wie er. Vielleicht, nein,
wahrscheinlich würde sie diese Replikatoren sogar zerstören. Oder
vielleicht so aufbewahren, dass sie im aller äußersten Notfall
eingesetzt werden könnten. Vielleicht würde sie aber nichts weiter
sagen. Wer um etwas nicht weiß, vermisst es nicht. Aber neugierig
war sie. So, wie Fred seine Technik beschrieben hatte, gab es dort
sicher genaue Aufzeichnungen über alle zurückliegenden und nun
nicht erzählten Ereignisse. Es wäre umständlicher, die fehlende
Zeit zu befragen, aber möglich. Was war noch alles passiert, was
Fred nicht mehr zu erzählen geschafft hatte?
Doch.
Die Aufgabe, die Fred sich gestellt hatte, war eigentlich
interessant. Wie organisiert man ein glückliches Leben. Wie weit
kann so etwas funktionieren? Warum?
Eigentlich
musste sie sich vorwerfen, dass sie selbst nicht unschuldig war an
Freds falschem Gottsein. Irgendwann hätten sich doch Zweifel
einstellen müssen, dass in ihrer Welt etwas nicht stimmte. Dass da
ein Geheimnis existierte, das sie hätte lüften können. Sie hatte
nicht nur nicht gefragt … Sie hatte es nicht einmal bemerkt! Zur
Strafe dafür würde sie mühsam Antworten auf die Fragen suchen
müssen, die deshalb erst in den letzten Stunden aufgetaucht waren.
Wenigstens wusste sie jetzt, dass sie ein Kleid nach Art der Erde
trug. Nach Art der Erde, von der Fred gekommen war. Dessen Bewohner
vielleicht ganz anders waren als Fred. Das gehörte zu den
Geheimnissen, die sehr wahrscheinlich noch geklärt werden konnten.
Entweder lebten noch einige von ihnen oder sie hatten zumindest
vieles aus ihrer Vergangenheit an ihre Nachfahren weitergegeben.
Bestimmt nicht erst, als sie in den letzten Zügen lagen. Da stand
wohl eine abenteuerliche Suche bevor. Lujann glaubte anfangs, dass
sie sich gedanklich verzettelt hatte. Dann aber wurde ihr bewusst: So
etwas, wie es sich Fred vorgenommen hatte, war einfach unlösbar.
Selbst er hatte nicht überall gleichzeitig sein können. Und wenn
sie jetzt Freds Menschen suchen sollte, konnte sie nicht nebenbei die
Stadt leiten. Und Chrust befreien. Dort herrschte also eine Maschine.
Das musste geändert werden. Und es machte die Aufgabe nicht gerade
einfacher, dass sie jetzt mehr Hintergründe kannte. Sie war einem
solchen Gegner auf keinen Fall gewachsen. Viel Verantwortung für ein
so kleines Stück Restleben wie ihres. Hoffentlich lebten noch andere
Menschen.
Lujann
versuchte sich vorzustellen, was gewesen wäre, wenn sie Fred nicht
zufällig hätte davonhasten sehen. In dem kurzen Moment, in dem sich
sich hatte entscheiden müssen, waren ihr mehrere Erklärungen für
sein Verhalten eingefallen, und nur solche, bei denen es besser war,
ihm zu folgen. Flucht?! Auf die Idee, Fred könnte geflüchtet sein,
war sie nicht gekommen. Oder … Nein, ob etwas geschehen war …
Oder war alles ganz einfach? Hatte sich Fred einfach nur schwer
verletzt und das nicht zugeben wollen? Ein Gott verletzt sich nicht?
Wenigstens
blieb es bei Geräuschen, Schatten und Bewegungen am Waldrand und
Schemen, die die beiden Monde auf die Lichtung malten.
Dämmerung.
Welch herrliches Wort! Endlich konnte Lujann sehen. Sie sah sich um,
als hätte sie eine mit Albträumen überladene Nacht hinter sich.
Einzig der reglose Körper neben ihr zeugte von der Wirklichkeit des
vergangenen Tages.
Lujann
fröstelte. Sie sprang etwas zu forsch auf. Nein. Diese Situation war
nicht normal. Da durfte sie auf den Strauch mit den Stachelarmen
zugehen, ohne sich umzuwenden. Nicht schlecht, die Erfindungen dieser
Menschen. Lujann strich sich über ihr anschmiegsam weiches Kleid.
Jetzt drehte sie sich doch um. Hinter ihr schien nichts Anderes zu
sein als feindliches Gestrüpp. Fleisch fressende Tiere würden sich
von einer anderen Seite jener Lichtung nähern. Aber das ging sie
nichts mehr an. Wichtiger war, wie sie nachher ihrer Tochter erzählen
sollte, dass gerade ein Gott namens Fred gestorben war.
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