Zuerst aber die "Gedichte des Tages" für morgen:
Mit "selbst verloren" habe ich ein Wagnis unternommen. Ist nach der Bearbeitung, sprich: Kürzung, wirklich noch erkennbar, was ich mit dem Gedicht sagen möchte?
Wer immer "Memories" lesen mag und denken, das sei, oh Schreck, für sie, bedenke: Davor wars geschrieben und gedacht und danach sieht die Welt ja ach so anders aus ... (einen Zeilenbruch nur habe ich geändert ...)
Eigentlich stehe ich hinter beiden Liebesgedichten ...
.
Slov ant Gali: Der lebende See (1)
Erinnerung?
Nein. Eine Katastrophe, ja.
Blitzlichter. Bilder ohne Davor und Danach.
Fürs Logbuch nicht verwendbar. Zu
viele Lücken. Ich kann sie nicht füllen.
Sollten irgendwann Menschen auf Spuren
unseres Untergangs, überhaupt erst einmal auf diesen Planeten
stoßen, dann finden sie hoffentlich die Trümmer dieses Raumschiffs.
Wenn sie die untersuchen, werden sie rekonstruieren, was wirklich
passiert ist. Zum technischen Versagen hätte ich sowieso fast nichts
schreiben können. … selbst wenn ich das Logbuch noch fände.
Wahrscheinlich traf mich bereits beim Eintritt in die Atmosphäre ein
Stoß, der mir das Bewusstsein nahm. Vielleicht hat mir genau das das
Leben gerettet. Jedenfalls weiß ich nicht, was die Anderen
unternommen haben, bin aber sicher, dass sie nicht mehr am Leben
sind. Mindestens einer von ihnen hat mich offenbar gerettet. Bei den
ersten Bildern in meiner Erinnerung renne ich wie ein Wahnsinniger.
Mein Raumanzug steht in Flammen und die Hitze dringt durch und im
Laufen versuche ich, mich auszuziehen, das Feuer abzustreifen. Wie
ich auf die Idee kam, hinter mir gäbe es gleich eine Explosion und
ich würde nur überleben, wenn ich dann weit genug weg wäre, weiß
ich nicht. Auf keinem dieser Erinnerungsbilder trägt oder stützt
mich jemand, aber allein kann ich nicht aus dem Raumschiff
herausgekommen sein. Ich habe ja eben gerade erst entdeckt, dass das
Raumschiff nicht im Orbit geblieben ist, also keine Landekapsel
eingesetzt worden ist. Alle heimliche Hoffnung auf schnelle Rettung
war also von Anfang an unbegründet. Ich bin doch aber nur ein Mensch
mit Hoffnungen bis zum Schluss, auch wenn es unwahrscheinlich ist,
dass man noch nach uns sucht und wenigstens andere Erkunder so
rechtzeitig auf diesen Planeten stoßen, dass diese Aufzeichnungen
noch gelesen werden können. Ich weiß ja nicht einmal, ob meine
Sprache wirklich aufgezeichnet wird, weil keine Wiedergabe möglich
ist. Nur der kleine Monitor zeigt Kurven, als sei alles in Ordnung.
Sonst ist fast alles zertrümmert. Die Wunderwerke menschlicher
Technik sind Schrott, vor allem Elektronikschrott. Vielleicht finden
mich gleich die Schla. Und vielleicht vernichten sie alle meine
Spuren, die die künftige Harmonie ihrer Gemeinschaft stören
könnten.
Dabei …
Wäre es nicht so unwahrscheinlich, …
Also ich bin über eine Wiese gerannt. Hinter mir eine Explosion.
Wahnsinnige Schmerzen, als ob ich bis auf die Knochen glühen würde.
Im ununterbrochenen Rennen, Stolpern, Hinfallen, wieder Aufstehen,
Rennen muss ich mir den Schutzanzug heruntergerissen haben und die
Unterkleidung gleich mit. Es fühlte sich an, als schälte ich mir
die eigene Haut ab. Vielleicht bin ich auch danach noch weiter
gelaufen. Aber vor schreiendem Schmerz verlor ich wieder das
Bewusstsein.
Dann war da die Vorstellung, ich sei
ein Fisch mit glühenden Schuppen, Versunken in Schmerz. Riesige
Facettenaugen, die mich anstarrten, mich etwas zu fragen schienen,
wovor mich aber die immer wieder schnell einsetzende Bewusstlosigkeit
schützte.
Irgendwann hatte ich endlich das
Gefühl, ich wachte aus diesen Albträumen auf. Nein. Ich merkte ja,
ich lag weich und hatte wirklich geschlafen und nun war es Zeit,
richtig aufzuwachen.
Angst. Nur nicht die Augen öffnen.
Warum nur war ich so sicher, ich wäre erblindet? Diese Blitze, die
Hitze, das war so furchtbar echt. Und etwas stimmte mit meiner Haut
nicht. Sie juckte etwas und … sie musste verbrannt sein! Noch immer
mit fest geschlossenen Augen begann ich Finger zu bewegen, die Füße,
die Arme, die Knie anzuwinkeln. Hatte ich vielleicht doch geträumt?
Keine der Bewegungen bereitete mir Schmerzen. Es war nur komisch an
der Haut. Als wäre ich in ein Nachthemd aus Seilen eingewickelt.
In diesem Moment drangen Lichtstrahlen
an die geschlossenen Augen. Ganz kurz nur. Danach hatte ich den
Eindruck, es wäre jemand neben mir. Genauer, es schienen zwei
Jemande zu sein. Warum schwiegen sie mich an? Ich würde den
Augenblick nicht endlos dehnen können und die Augen öffnen müssen. ...
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