Mittwoch, 26. September 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1526

Zumindest die Gedichte des Tages stehen morgen im Zeichen des nun doch unverkennbaren Herbstes. Die Fortsetzungsgeschichte ...? Na, noch ist das Geheimnis der "Schla" dem Helden unbekannt ... aber nicht mehr lange ...


Fast hätte ich es nicht beachtet: Mensch, Slov, das ist doch Herbst, was da draußen lacht!
Na, ein Glück, dass sich da einer der liebsten Menschen, die mir je begegnet sind, einen Stubser verpasst hat. Also ein besonderer Gruß heute für alle die, die ihre heimische Sauberkeit so richtig zelebrieren können: "Herbstputz?!" ...
Na, wenn schon Herbst, dann auch ein wenig mit so richtig herbstlicher Lürick - beginnen wir also mit einem "Sommerausklangsblick" ... 


Slov ant Gali: Der lebende See (6)


... Wroohn regelte alles, was es den Riten ihrer Gemeinschaft entsprechend zu regeln gab. Das war mir sehr recht, auch, dass sie ständig neben mir sein würde. So konnte ich nichts falsch machen. Sie trug auch die Sachen für unsere beiden geflochtenen Körbe zusammen. Jeder aus der Siedlung würde so einen Korb für den See mitbringen als Speisung und Danksagung und Bitte um Schutz für die Unwägbarkeiten der bevorstehenden Tage und Nächte. Neugierig sah ich mir an, was da einem See zugedacht werden sollte. Lauter Pflanzen oder Pflanzenprodukte, die im Leben der Schla wichtig waren, nichts Kultisches.
Am großen Tag war es ungewöhnlich laut in der Siedlung. Am Vormittag zogen mit bunt gefärbten Bändern behängte Kinder den Weg entlang, jedes mit seinem Korb unterm Arm. Wieder etwas Neues. Selbst Wroohnis Feierkleid war schlicht hellgrau und ohne Schmuck. Am Siedlungsausgang sammelten sich die Kleinen. Die Erwachsenen folgten ihnen gemessenen Schrittes. Da schon fast alle sich eingeordnet hatten in den Zug, fiel es mir schwer, mich zurückzuhalten. Wroohn hatte nämlich erklärt, es werde streng nach Rang der Personen zum See gezogen, mit dem niedrigsten beginnend, woran dieser auch immer bemessen wurde. Warum sollte nur die Gemeindevorsteherin noch hinter uns schreiten? Sie hatte zumindest die Ehre von sechs quicklebendigen Kindern als Zeichen des Wohlwollens des Sees. Weshalb wir uns fast als Letzte einreihen sollen, erschloss sich mir nicht. Vielleicht lag es daran, dass man mir als Fremdling damit eine besondere Ehre erweisen wollte.
Endlich ging es für uns beide los. Es war ein langer Zug. Als Vorletzter zu laufen, ohne das Ziel zu kennen, hatte Nachteile. Dass ich alle Schla wesentlich überragte, glich dies nicht ganz aus. Außerdem ... Bald war die Zeit heran für den Nachmittagsguss. Nicht gerade wünschenswert, ihn im Freien zu ertragen. Das schien keinen Schla zu interessieren. Wir waren über mehrere Hügel gepilgert. Die Strahlen der hiesigen Sonne brannten auf mich herab, dass ich fast schon den Guss herbeisehnte. Einzig, dass die Kinder vorn das Tempo vorgaben und die Beine aller Erwachsenen deutlich kürzer waren als meine, zwang mich zur Beherrschung.
Und wieder ein Hügel. Oben jedoch öffnete sich dann ein faszinierender Ausblick. Weites Land. Eine Savannenlandschaft. Und endlich das Ziel. Und ich war enttäuscht. Unser Ziel war tatsächlich … ein See. Eigentlich hätte ich sogar eher Tümpel gesagt. Fast wäre mir jede Feierlichkeit abhanden gekommen. Sollten alle Schla in dieses Wasser hinein, dann träte es mit Sicherheit über seine Ufer. Und bald röche jeder wie sein Nebenmann.
Doch es kam anders. Mit überraschender Disziplin teilte sich der Zug im Reißverschlussverfahren. Ein Teil der Kinder umging den See rechts, der andere links. Das setzte sich fort, bis Wroohn und ich das Ufer erreicht hatten.
Hinter uns sang die Vorsteherin. Nach jedem Satz echote die ganze Gemeinschaft das letzte Wort. Magisch wirkte das Ganze. Immerhin verstand ich inzwischen fast alles. So begriff ich, dass es um uns beide ging, dass der See um Zustimmung für unsere Verbindung gebeten wurde. Dazu warfen nacheinander alle Schla ihre Körbe ins Wasser. Nur wir hielten sie noch in den Händen, denn die Vorsteherin hatte ihren Korb über meinen Kopf hinweggeschleudert. Viele Blasen stiegen auf. Die Vorsteherin sang etwas von großer Weisheit und dass wir dieses Wasser des Lebens durchschreiten sollten. Wroohn flüsterte mir zu: „Wir müssen unsere beiden Körbe in der Mitte des Sees ablegen.“ Am Ende würden wir laufend in fremde Körbe treten und voll Faulgase sein! Na, danke! ...


  



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