Samstag, 4. Februar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1289

Wie gewohnt als erstes die "Gedichte des Tages" ... wobei dieser "Tag" "übermorgen" ist, womit wir bereits ein Sujet für die Tageslyrik aufgenommen haben:


"Ach Mensch, was bist du dämlich! (4)" ... wie wahr! Das, was Sebastian Deya hier klar als Frage aufwirft, provoziert sofort die nächste: Wie wollen wir das aus dem Reich der Poesie in gelebte Wirklichkeit übertragen? Das sollten wir doch ... oder?
yyErst einmal bauen wir unsere Welt in Gedanken und dann ... Armer Albert! Ob du dich schon bei einem solchen Titel im Grabe ventilierst? "wo zeit nicht ist"


Damit ist nur noch die Prosageschichte offen. Inzwischen sind wir angekommen bei

Zwei Jungen, die beinahe die Welt retteten (6) 



... Weit oben im Orbit hatte eine Sonde das Gespräch erfasst. Eine umfangreiche Matrix identifizierte es als bedenklich aufrührerisch. Der Dienst, der die aus der Masse herausgefilteten Daten einer differenzierten Bewertung unterzog, war insbesondere vom Alter der systeminkompatibel Denkenden betroffen. Das Gespräch landete als Protokoll auf Ebene 3. Man entschied sich für unmittelbares Handeln. Der, der mit Codenamen Wolfgang erfasst worden war, wurde als Geisel bei einem Banküberfall Opfer des Schusswechsels zu seiner Befreiung. Der, der ihm so aufmerksam gelauscht hatte, machte Karriere im Management eines Großunternehmens der Datenlogistik. Es heißt, unter dem Einfluss von Rauschmitteln habe er seinen Kollegen gelegentlich ihre Dekadenz vorgeworfen, was ihm den Ruf als Sonderling erhielt. Seine dritte feste Beziehung zu einer Ky führte zu mehrfach gefüllten Taschen. Von da an hörte man ihn immer öfter davon reden, dass wer es nicht geschafft habe, eben mehr hätte arbeiten müssen.
Ob an der Theorie seines beinahe Freundes etwas gewesen war, erfuhr er nie. Im Alter von 79 Jahren überstand er ein Asche-Syndrom in fortgeschrittenem Stadium und schied aus dem Berufsleben aus. Zwei Jahre danach verstarb er. Es vergingen noch weitere 39 Jahre, bis die Atmosphäre des Planeten ihren Kipppunkt erreichte. Die allmähliche minimale Erwärmung hatte die Verbreitung von Mikroorganismen gefördert, die so lange in unbedeutendem Umfang für höhere Lebensformen giftige Substanzen ausschütteten, bis diese nicht mehr ausgefiltert werden konnten. Danach vermehrten sie sich sprunghaft. Trotz aller Bemühungen der Ky fand man keinen Weg mehr zu ihrer Eindämmung. Innerhalb von nur zehn Jahren waren alle höheren Lebensformen vom Planeten verschwunden. Da deren Überreste die Lebensgrundlage eines Teils der zurückbleibenden Mikroorganismen bildeten, verschwanden bald auch diese. Wären danach noch Ky am Leben gewesen, hätten sie festgestellt, dass die chemische Struktur der Planetenoberfläche einschließlich der Temperatur von circa 300 Grad über Flüssigwasser ungewöhnlich stark an die Zustände zu Beginn der dritten Existenzmilliarde des Planeten erinnerten. Sie hätten angenommen, dass nach weiteren zwei Komma fünf Milliarden Jahren der Planet wahrscheinlich wieder von höheren Lebensformen bewohnt sein könnte. Allerdings war dann nicht mehr mit der Herausbildung von intelligentem Leben zu rechnen. Deren Entwicklung wäre nämlich in die letzte halbe Milliarde Lebensjahre des Sternensystems gefallen, und da war von Natur aus mit immer lebensfeindlicheren Bedingungen auf dem Planeten zu rechnen.
Eigentlich könnte man es Glück nennen, dass es keinen Ky mehr gab, der das hätte feststellen können. ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower