Donnerstag, 9. Februar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1294


Nein, es war nicht nur EIN Gedicht, das Ursula Gressmann dem Eintritt in größere Dimensionen abgewinnen konnte. Auch "weit weg" verlässt alle "Niederungen" ...
 Was wäre, gäbe es abseits unserer Erde eine "genesis in sechs tagen"? Ohne Feiertag natürlich?



So, nehmen wir einfach an, das werden übermorgen die "Gedichte des Tages" sein.
Ist es nicht logisch, dass ein SF-Autor gelegentlich "weit weg" ist? Das heißt aber nicht immer, dass die Welt, die er zeichnet, weit genug von unserer Realität entfernt ist, dass sie nicht von dieser Realität nicht "eingeholt" werden kann. Für die Fortsetzungsgeschichte sollten wir das nicht hoffen ... und rechtzeitig etwas dagegen tun ...


Slov ant Gali: Liebe Kinder (5)



... Aber dafür ist ja niemand mehr da.
Tim will immer was spielen. Das geht doch nicht. Das Leben ist ein Spiel mit doofen Regeln. Nur für Tim spiel ich mit. Manche Regel versteht sogar er. Morgen spielen wir eben was ganz Neues. Wir entdecken die Welt. Vielleicht finden wir mehr solche wie uns. Hier in der Gegend gibt es außer Tims Gruppe nur Alte wie Claudia. Die sind alle fast tot. Afrika ist interessant. Aber zu weit. Wie sollten wir dort hinkommen. Wir versuchen es mit Deutschland. Weil uns hier alle verstehen. Die noch leben. Aber zuerst müssen wir Tschüs sagen zur Ostsee. Tim badet so gern drin. Er versteht meine Angst nicht. Wenn wieder Tote angeschwemmt werden? Im Wasser gibt es so viele hässliche Menschen. Die schwimmen sogar tot oben. Ich geh besser gar nicht mit an den Strand runter. Dann bleibt Tim nicht so lange. Dann langweilt er sich.
Mein Kopf! Mir tut der Kopf so weh. Kann ich endlich schlafen? Tim ist eine praktische Puppe. Er wacht schon nicht auf. Ich bin´s nur. Träum was Schönes! Ich bin ja bei dir.

(3)
Es regnete schon seit Stunden. Sanne lachte den Wolken entgegen. Gefährlich sei der Regen immer nur am Anfang. Dann sei er aufgeladen mit chemischen Substanzen, die die Bindehaut angriffen. Sie wolle doch nicht blind werden, oder? Egal, ob das stimmte. Sanne wollte nicht blind werden, aber jetzt bestand wohl keine Gefahr mehr. Hoffentlich hielt die Dreiviertellange, was sie versprach. Es wäre peinlich, wenn sie sich mit Wasser voll saugte. Unddann hielt vielleicht jemand und die ganze Zeit waren die Beine feucht und der Sitz. Die Regenjacke war sicher zuverlässig.
Aber was sollte sie sich Gedanken machen? Erst einmal mussten sie eine Bundesstraße erreichen. Welche nordwärts, dann an der Küste entlang, dann weiter eine Strecke, die früher die Grenze ihres Heimatlandes gewesen wäre. Also Deutschland. Dort, wo man ähnlich sprach wie sie. Nicht, dass es vernünftig gewesen wäre zu trampen. Aber was sollte sie Vernünftiges tun? Einen Schienenverkehr gab es nicht mehr. Höchstens auf den automatisierten Strecken, aber da wohl auch schon nicht mehr. Wer es sich zutraute, fuhr in einem Auto der Ahnen. Und hatte er eben Glück oder er hatte keins. Es war immer Zufall, ob man auf eine Tankstelle traf und wenn, ob sie in Betrieb war. Die Batterien aufzuladen klappte oft ohne Kosten. Aber mitunter blieb der Wagen stehen und dann ließ man ihn eben stehen. Die Idee mit der Rundreise an der alten Grenze lang fand Sanne ausreichend verrückt. Etwas Vernünftiges zu versuchen war idiotisch. Zum Spielen war sie zu alt. Einen Grund, warum sie in etwa sieben Jahren noch leben sollte, gab es nicht. Es gab eigentlich keinen Grund, warum in sieben Jahren überhaupt noch irgendein Mensch irgendwo leben sollte. Sie selbst hatte überhaupt nur einen Grund, leben zu müssen: Für Tim sorgen. Und eines war klar: In der Nähe von Claudias Leiche wollte sie nicht sein und jemanden, der sich um sie gekümmert hätte, gab es nicht mehr. ... 

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