Montag, 13. Februar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1298

Einen Grund, warum von Bewährtem abgewichen werden sollte, gibt es nicht. Also beginnt dieses Tagesjournal mit einem Blick auf die "Gedichte des Tages" von übermorgen. Die sehen also voraussichtlich so aus:


Die Gratulation zuerst: Die deutschen "Poetas del Mundo" haben ein neues Mitglied: Ursula Gressmann. Die drei Gedichte, mit denen sie sich erfolgreich bewarb, findet man jederzeit  H I E R . Heute stellt sie sich dem Anlass entsprechend mit einem Gedicht in deutscher und spanischer Sprache vor: "Mein Lied".
Wer das 7772. Mitglied dieser Welt-Dichter-Vereinigung werden möchte, der sollte sich mit dem Manifest der Poetas vertraut machen, drei Gedichte auswählen, mit denen er sich vorstellen möchte und los geht´s!
Fast entschuldigend tritt daneben Slov ant Gali "Unheimlich privat" auf ...



Auch der Prosateil ist die gewohnte SF-Geschichten-Fortsetzung:

Slov ant Gali: Liebe Kinder (9)   


... 
(4)
Ich hatte nicht mehr dran geglaubt. Es ist so ein seltsames Gefühl. Wir laufen über diese Monsterstreifen, die früher einmal Autobahn geheißen haben. Inzwischen sieht man schon, dass darauf lange kein Auto mehr gefahren ist. Wir übersteigen seltsame Gebilde, die wohl dazu da waren, dass man sie nicht übersteigt. Ohne lesen zu können wäre das alles nicht zu verstehen. Riesige Hinweisschilder verraten uns, wohin wir wo gefahren wären. Dunkel erinnere ich mich, dass sich ein Ring solcher Streifen um die alte Hauptstadt windet. Von ihm aus gibt es Fangarme nach außen und innen, Wege ins Zentrum. An diesem Schreckenswerk früherer Menschen irritiert mich nur eins: Es stehen extrem wenige Autos herum. Wahrscheinlich haben hier die Tankstellen am längsten funktioniert oder die Menschen haben die kleinen Reserven dort aufgebraucht, wo was Wichtigeres war.
Wir haben es geschafft. Berlin, die Hauptstadt. Wir haben sie erreicht. Dann kommt eine neue Enttäuschung. Drinnen im Ring ist es kaum anders als draußen. Was soll daran Hauptstadt sein? Erst im Laufe der nächsten Tage wird deutlich: Es gibt doch einen Unterschied: Alle verlassenen Grundstücke, zumindest die, die wir untersuchen, sind ausnahmslos gründlich geplündert worden. Außer gepflegten Plätzen zum Schlafen finden wir kaum Nützliches. Allerdings liegen dafür auch kaum Leichen herum. Irgendwer musste sie bis zum Schluss weggeräumt haben. Dieser Irgendwer hatte da noch gelebt. Jetzt ist auch er weg.
Die Zeit vergeht jetzt anders. Es gibt kein Ziel mehr. Ich bin nun fast 16 Jahre alt, so alt wie Claudia damals. Inzwischen sind wir in fast allen Ländern gewesen, in denen Deutsch Landessprache war. Eine blöde Idee. Das weiß ich jetzt. Und die Hauptstadt als krönender Schlusspunkt ist wohl das blödste daran. Ob wir noch lebende Menschen treffen? Ob das überhaupt wichtig ist?
In jedem Haus, das wir bewohnen, gehe ich als erstes ins Bad. Dort betrachte ich mich ausgiebig in den Spiegel. Es kann nur noch Tage dauern, bis es losgeht. Ohne Tim würde ich alle Spiegel meiden. Aber ich will nicht, dass ich es zuerst in seinen Augen sehe. Ich will nicht, dass er mich anlügt, wie schön ich aussehe. Wie ein Mädchen eben. Und wir sind bald so ein Griechenpaar. Philemon und Bauxis. Aber wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich bin zuerst ich dran und Tim rast hinterher.
Wieder ein Tag zwischen toten Gärten. Tim macht seine Witze. Er geht in den Straßen von Auto zu Auto. Fast alle sind verschlossen. Der Rest ist leer. Es ist ein böses Vorzeichen. Hunderte Autos, vielleicht Tausende hat er schon getestet und nicht eines brachte er zum Fahren. Und ich? Ich habe aufgegeben, ihn davon abzuhalten. Es zu versuchen ist genauso sinnlos wie es nicht zu versuchen. Und dann passiert es. Er sitzt in einem solchen Uraltding, ruft mich und … plötzlich brummt es. „Spring rein!“ ruft er. Und ich spring.
...

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