Mittwoch, 22. Februar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1307

Immer tagesaktuell können und sollen die "Gedichte des Tages" nicht sein - wie Kunst überhaupt. Aber zumindest das erste Gedicht hat leider noch "aktuelle" Bezüge:


Heute zuerst ein lyrisches Bild zum Thema "Erziehung". Eigentlich haben wir ja erst als Erwachsene "eine Wahl" ... Doch auch die erwächst aus dem, was uns früher geprägt hat:
Thomas Reich "duldsam" ...
Es gibt andere Probleme, die meist verdreht vorgeführt werden, so fürchterlich ernsthaft. Dabei steckt im Thema "Doping" auch Stoff zur Erheiterung. Die Frage ist doch, wo fängt das Doping eigentlich an - wenn man sich nicht auf eine "juristische" Definition zurückziehen möchte ...


Bei der SF-Geschichte wäre ein "aktueller Bezug" zu erhoffen - aber bis es wieder angenehm möglich ist, draußen baden zu gehen, wird wohl noch viel Zeit vergehen:


Slov ant Gali: Eine Reinigung (3 und Schluss) 

... Nein. Musste er nicht ganz. Er konnte ja auf dieser Seite wieder zurück schwimmen. Dann umkreiste er eben nicht die doofe Insel.
Zur Halbzeit horchte er in sich hinein. Das Ergebnis stellte ihn zufrieden. Kaum Erschöpfung. Die Muskulatur hatte die ersten Anpassungsprobleme an die ungewohnte Belastung überwunden. Er hätte auch abkürzen und quer über den See schwimmen können. Aber ihn erwarteten ja Pflanzen und Fische.
Und ein anderes Problem … Er wusste nicht, wie es den anderen Badenden ging. Bei ihm jedenfalls regte das Schwimmen in deutlich unter Körpertemperatur kühlem Wasser die Blasentätigkeit an, trotzdem er ja extra vor dem Start etwas dagegen getan hatte. Aber das hatte seinen Reiz. Bei dem ruhigen Wasser konnte er sich ganz darauf konzentrieren, die unbedeutende Menge in das Schwimmwasser auszustoßen. Ah, das tat gut!
Das Gefühl änderte sich schnell. Hatte er schon den Tangteppich erreicht? Waren es Fische? Auf jeden Fall verwandelten sich die Teile seines Körpers, die keine Stromlinienform eingenommen hatten, plötzlich in einen Sender intensiver Impulse. Brennen. Stechen. Ein Gefühl, als ob sie eine Nadelkissenhand fest umschlungen hielte. Dieser Schmerz, ja, Schmerz hätte er es bei aller Überraschung durchaus genannt, endete schnell. Er spürte die Region noch, aber eher wie man etwas bei örtlicher Betäubung spürt. Also so eher nein als ja.
Eine schleichende Panik hatte Reinhard erfasst. Er warf alle Vorsätze über Bord. Nur schnell zurück. Nein, keine Armzüge wie beim Brustschwimmen, wo ihm das Wasser noch in die Augen hätte kommen können. Nur effektiv Zug für Zug schnell quer über den See.
Reinhard hatte das Gefühl, er spielte in einem Film über Schiffbrüchige mit. Das Stück Ufer, das er erreichen musste, wollte und wollte nicht näher kommen. Nur nicht umsehen! Selbst, wenn das der Beweis gewesen wäre, dass er eben doch viele Meter weiter war. Aber … Ganz ruhig! Schwimmen. Es ist nichts. Es ist nichts!
Mit der schnell einsetzenden Erschöpfung kam glücklicherweise ein vernünftiger Gedanke. Es wäre wohl das Blödste gewesen, durch offensichtliche Panik den ganzen Strand auf sich aufmerksam zu machen. Und es gab keinen Grund, jetzt auch noch das Ertrinken oder die öffentliche Blamage zu riskieren. Außerdem konnten Empfindungen im Wasser extrem täuschen. Wenn ihm da unten … das wäre wohl viel schmerzhafter gewesen. Also ruhig weiter schwimmen!
Als Reinhard endlich die Füße auf Grund senken konnte, stellte er halb beruhigt fest, dass ihn niemand beachtete. Es waren nicht sehr viele Schritte zwischen dem Punkt, an dem das Wasser bis zum Bauchnaben reichte, und dem Platz auf der Decke, dem Platz, an dem Reinhard sich ein Handtuch um den Bauch wickeln konnte. Entgegen jeder Vernunft verwunderte ihn nun ein völlig abwegiger Gedanke: Es blutete überhaupt nicht! Er hatte gar keine offene Wunde. ER war nur einfach weg.
Reinhard war absolut nicht der Typ für Öffentlichkeit. So war ihm eher wichtig, dass er in keiner Beziehung lebte. Und dieses unerwartete äußere Ereignis war der zwingendste Grund gegen die lästige Pflicht, sich um eine neue engere Beziehung zu bemühen. Er würde von nun an alle Situationen meiden, in denen jemand entdecken konnte, was er in der, richtiger, was er eben nicht mehr in der Hose hatte. Und gepinkelt, gepinkelt hatte er auch früher schon oft im Sitzen.




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