Dienstag, 21. Februar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1306

Ist denn ein Bundespräsidenten-Kandidat Joachim Gauck es nicht wirklich wert, mit einer lyrischen Gaukelei gewürdigt zu werden ... bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist? Ich würde sagen JA. Die Gedichte des Tages von übermorgen haben ihm deshalb einen Ehrenplatz vorgesehen:


Was musste ich da hören? Die An´s-Bein-Pinkler einer Internetzeitung habe entdeckt, dass sich bei einer Umfrage des mdr abzeichnete, dass zirka 80 % der Ostdeutschen den Präsidenten der Gauck-Herzen ablehnen, sodass die Umfrage vorfristig abgebrochen wurde?! Na, das konnte ich nicht auf unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung sitzen lassen! Also schrieb ich ein Gedicht, dass dem Kandidaten natürlich in keiner Weise gerecht wird: Slov ant Gali: "Vergaukelte Pressefreiheit" ...
Aber keine Sorge: Hier gibt es auch Lyrisches. Mich jedenfalls hatSebastian Deya mit seiner Schluss-Wendung in "Abschied" überrascht ... und zwar positiv ...


Na gut. Nach jeder OP, egal, wie sie ausging, sollte das Team die Gummihandschuhe wieder ausziehen und sich von Blut und Schweiß reinigen.
Hier sollte die langweilige Fortsetzung der SF-Geschichte diese Aufgabe erfüllen:

Slov ant Gali: Eine Reinigung (2)

... Reinhard entledigte er sich seiner Kleidung. Achtlos platzierte er sie neben der ausgebreiteten Decke und den Schuhen. Noch ein Kontrollblick: Es waren keine Hirsche in unmittelbarer Nähe. Nachdem er nicht mehr mit Frau und Tochter aufwarten konnte, war es ihm eine echte Peinlichkeit, für ein Hirsch gehalten zu werden. Aber sollte er deshalb etwa mit der Tradition des Nacktschwimmens brechen? Geballt traten die Hirsche nur auf der unmittelbar gegenüber liegenden Seite des Sees auf. Mitunter lungerten ganze Gruppen tief gebräunter nackter Männer miteinander plaudernd am Ufer herum, um ein paar auffällig unauffällige Blicke auf sich ausziehende junge Mädchen werfen zu können. Auf Reinhards Seite gab es auch diesen Badetyp „männlich, alleinstehend und ab 40 Jahre alt“. Aber hier achtete wenigstens jeder auf ausreichenden Abstand zum nächsten. Alles war wie seit Jahren. Und an die Boxershorts der jungen Männer, die Reinhard für echte oder verkappte Russen hielt, hatte er sich gewöhnt. Er holte das Taschenbuch heraus, das ihm seinen Mix aus Bücherlesen am Sonnengrill und Nachbarschaftsstudien erlaubte. Irgendwann dann war seine Haut vorn, hinten, rechts und links etwa gleich heiß. Zeit, sich abzukühlen.
Zuvor noch ein Gang ins Buschwerk der Verdauungsentsorgung wegen. Dann hieß es, langsam ins Wasser eintauchen. Der See bot eine besondere Wahlmöglichkeit: Bei windigem Wetter hätte Reinhard die kurze Strecke quer rüber zu den Hirschen schwimmen können. Der See war aber relativ lang gestreckt und Reinhards Klassiker war es, die Längsstrecke an der Hirschseite entlang zu schwimmen, dann an dem reinen Textilstrand an der anderen Seespitze vorbei und schließlich auf der Rückseite der Insel zurück - so etwa 1000 Meter ruhiges Brustschwimmen als sportlichen Sommerhöhepunkt. Da konnte er sich nachher einen Pluspunkt in persönlicher Gesundheitsvorsorge anschreiben. Allerdings wagte er diese Tour immer erst, wenn er seiner Form sicher war. Diesmal schwamm er erst auf die andere Seite und dann immer am schmalen Sandstrandstreifen entlang. Eine Weile fehlte sogar die in ausreichendem Abstand vorüber schwimmende Entenfamilie als Höhepunkt dieses Badeausflugs. Reinhard bemühte sich, kein Wasser in Mund, Nase oder Ohren zu bekommen. Mitunter war er einem schwimmenden Gewächs begegnet, das verdächtig an halb zerfallene Darmausscheidungen erinnerte, und auch sonst wagte er sich nur deshalb in dieses Gewässer, weil er um seine widerstandsfähige Haut wusste. Insofern irritierten ihn die beiden Jungen, die begeistert etwas ins Wasser warfen, eine Fütterung, die sich weder an Enten noch an Schwäne richten konnte. Von jenen Wesen, die sonst ohne Böses zu ahnen, ins Wasser schissen, war keines zu sehen. Als Reinhard näher heran war, sah er es: Dort schwammen Fische! Reinhard kannte sich mit den Arten nicht aus. Es war auf jeden Fall ein Schwarm aus Tausenden Tieren. Manche hatten noch Stichlingsmaße, einige hätten sich aber schon gut in einer deftigen Fischsuppe ausgemacht. Die, die länger als etwa zehn und breiter als vier Zentimeter waren, fielen durch golden schimmernde Schuppen auf. Reinhard machte eine kurze Pause. Irgendwie hatte der Anblick des Fischlebens etwas Beruhigendes. Hübsch sahen sie aus und dass sie in diesem Wasser wirklich lebten und sich vermehrten, war doch ein positives Zeichen. Und noch ein recht unschuldiges Seeerlebnis erheiterte ihn. Fast schon am Ende des Sees angekommen, wurde er von unten gestreichelt. Unmengen an Wasserpflanzen, irgendwelcher Tang oder was auch immer strebte dem Licht und in diesem Fall Reinhards Körper entgegen. Sofern er darauf achtete, dass sich seine Füße nicht darin verfingen, krabbelten sie ihn beim Überschwimmen den Bauch abwärts. Schade eigentlich, dass er die Stelle schon verlassen musste. ...

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