Kreativität ist ein Abenteuer.Es heißt, gerade Dichter wären besondere Individualisten. Dieses Blog hat schon Gegenbeispiele hervorgebracht, wo Gedichte durch gegenseitige Anregung von Ideen so gewachsen sind, dass sie gerechterweise nicht mehr einem einzelnen Autoren zuzuordnen waren. Ein neues Beispiel wird die kommenden Tage bestimmen. Hier war der Ausgangspunkt ein reifendes Gedicht von Gunda Jaron. Es war reich an so widersprüchlichen Empfindungen, dass es "aus allen Nähten zu platzen drohte". Dem lyrischen Ich fehlte nur noch ein Du ... und schon hielt ich sieben neue Gedichte dagegen. Dreien davon war kein langes Leben beschieden, sie wurden ersetzt durch schärfere Konturen des ursprünglichen und eigenem Trümmerstücken und wieder ...
Beginnen wir also mit
Gunda Jaron / Slov ant Gali: Gedichte vom nicht so tapferen Schneiderlein (1)
Gunda Jaron / Slov ant Gali: Gedichte vom nicht so tapferen Schneiderlein (2)
Es ist übrigens müßig, nach dem Ur-Text zu suchen ...
Im Vergleich dazu wird das SF-Romanmanuskript noch einige Fusionsreaktionen durchmachen, bevor die endgültige Form erreicht ist:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (42)
... Was
dann folgte, kam für uns alle völlig unerwartet. Plötzlich ein
leichtes Sirren. Eher ungehalten über eine lästige Störung blickte
ich auf.
Danach
folgten einige Bewegungen ohne vernünftige Steuerung, irgendwas
instinktiv Tierisches. Ich sah eine Wolke aus Pfeilen auf den Platz
zusteuern, stieß irgendeinen wilden Warnlaut aus, griff das Mädchen,
dessen Rücken bei meinen Schnitten gelegentlich gezuckt hatte,
umarmte es und kugelte mit ihm zur Seite. Die meisten Pfeile trafen
die sich als ideales Ziel darbietenden Dörfler. Nun schwand die
allgemeine Lethargie. Aufgescheucht versuchten die, die sich bewegen
konnten, irgendwohin zu laufen. Nur einige wenige strebten den Hütten
zu, die meisten liefen, einander behindernd, durcheinander. Nur
runter von dem offenen Platz. Doch schon vernahm ich das nächste
Sirren. Die nächste Wolke. Neue Aufschreie.
Und
fast gleichzeitig die nächste Wolke – diesmal von der
entgegengesetzten Seite her. Ich glaube, ganz spontan, unterbewusst
hatte ich Alarm gerufen. Das war das Stichwort für die Robbis. Die
rannten von ihren jeweiligen Positionen aus sofort dem bisher
verborgenen Feind entgegen. Ihnen waren die Pfeile ja egal.
Zwei
Wolken gab es noch. Sie richteten, soweit ich dies erkennen konnte,
nur noch wenig Schaden an. Dann waren Schreie anderer Art zu hören.
Aber auch das dauerte nur kurz.
Entschuldige,
mein Zeitgefühl mag getrogen haben, aber fünf bis zehn Minuten
später tauchten die Robbis wieder auf – jeweils mit mehreren
Bündeln an Stricken. Und diese Bündel bestanden im Wesentlichen aus
gefesselten Soldaten. Solche hatte ich noch nicht gesehen. Sie waren
in glänzendes schwarzes Leder gekleidet, Joppen, Miniröcke und über
die Knie reichende Stiefel.
Ich
fragte den ersten, warum sie uns angegriffen hätten. Seiner Antwort
entnahm ich nur, dass Saks mit Saanderkotza nicht in die Nähe der
Burg kommen durften, und um zu verhindern, dass ein Infizierter sich
unwahrscheinlicherweise doch auf den Weg machte oder zufälligerweise
ein noch nicht Infizierter durch die Siedlung gezogen wäre, hatten
sie den Auftrag erhalten, alle einzugraben und die Hütten
abzubrennen. Na ja und zum Eingraben mussten die Kranken natürlich
gestorben sein.
Daraus
schloss ich, dass auf der Burg diese grausige Krankheit als
ausrottend und unbesiegbar bekannt war. Die Dörfler waren den
Symptomen ahnungs- und hilflos ausgeliefert und wären ohne mein
Eingreifen dem Tode geweiht.
Was
sollte ich mit den Männern anfangen? Ich hatte Wichtigeres zu tun.
Mehrere Dutzend Dorf-Saks mussten noch vor dem Tod oder einem Fasttod
bewahrt werden. Ich wies die Robbis an, die Kämpfer zu entkleiden
und zu entlassen. Splitternackt und unbewaffnet wirkten sie recht
ungefährlich. So schnell sie ohne den gewohnten Fußschutz konnten,
rannten sie in Richtung Burg davon. Nun konnte, musste ich mich
daranmachen, die Schar der Kranken, Verletzten und Toten zu sichten.
Ich
fühlte mich so was von erbärmlich! Hätte ich doch nur medizinische
Kenntnisse gehabt! Na ja – in gewisser Hinsicht hatte ich ja
welche: Nämlich soweit ich Zugang zum Rechner hatte. Dort war fast
alles gespeichert, womit ich in Berührung kommen konnte. Allerdings
hätte ich die richtigen Fragen stellen und in ausreichender
Geschwindigkeit irgendwelche Grafiken in konkrete räumliche
Vorstellungen an den Körpern und die wieder in Handlungen übersetzen
können müssen. Aber das konnte ich nicht! Ich war ja kein Robbi.
Und die Datenbank kannte natürlich nur Menschenkrankheiten und ihre
Heilung. .
Dieses Blog ist der Linkgemeinschaft literarischer, kultureller und politischer Blogs im Netz beigetreten. Copy & paste dieses Bekenntnisses ausdrücklich erwünscht. Die Wiedergabe von Texten der Partnerblogs nur nach vorheriger Nachfrage...
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