Samstag, 5. Mai 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1380

Zum aktuellen Kreativitätsprojekt in den "Gedichten des Tages" ist schon alles gesagt. Also können wir gleich zu den aktuellen Beispielen kommen:


Heute setzen wir ohne zusätzliche Hinweise das Flickschusterprojekt fort mit





Eigentlich ist auch alles Nötige zum utopischen Romanprojekt gesagt. Wir setzen es einfach fort:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (43)




... Wenn ich mich später an diese ersten Minuten nach dem überraschenden Angriff erinnerte – und ich erinnerte mich oft daran – trat mir immer wieder der Schweiß auf die Stirn. Ich hatte ein Feld voller Verletzter zu bewerten. Ja, leider zu bewerten. Ich musste also praktisch eine Reihenfolge der Behandlungen festlegen – wohl wissend, dass je später ich jemanden zur Behandlung einteilte, er damit um so wahrscheinlicher zum Tode verurteilt war. Ein Arzt hätte ja nicht nur erkannt, ob und was er zu tun hatte, sondern auch, durch welche Abfolge er möglichst viele Leben retten konnte. Ich sah nur, dass nicht einmal zwanzig Saks unverletzt geblieben waren. Auf die hetzte ich jene Robbis, die gerade die kosmetische Behandlung der Pickelbeulen gelernt hatten. Ich versuchte, die Verletzten aufzuscheuchen. Wer immer sich zur Entpickelung anstellen konnte, wurde behandelt wie ein Unverletzter. Immerhin konnte im Umgang mit den Riesen-Pickeln nicht viel falsch gemacht werden, und ich brauchte unbedingt etwas freie Bahn. Auf die Entscheidungen zum weiteren Vorgehen in diesem Fall war ich nicht vorbereitet. Selbst das Aussortieren leicht Verletzter konnte ein Fehler sein. Durch diese Pickel war vielleicht die Widerstandskraft der Körper so geschwächt, dass ansonsten Harmloses lebensbedrohlich sein konnte. Ich war mir nur sicher, dass wenn ich die Pfeile in den Körpern stecken ließ, dies früher oder später zum Tode führen würde. Ich überzeugte mich davon, dass sie nicht mit Widerhaken versehen waren. Nachdem ich das geklärt hatte, entschloss ich mich zu einer barbarischen Aktion: Ich verschoss Betäubungsladungen und riss, nur mit Handschuhen ausgerüstet, Pfeil um Pfeil aus den Körpern, sofern die Getroffenen noch Leben zeigten. Gelegentlich nutzte ich Robbis zum Fixieren der Patienten. Nein, ich ließ die nicht operieren. Sie waren nicht für Vergleichbares programmiert, und es wäre mir vorgekommen, als wollte ich die Verantwortung für die Folgen abschieben.
Ohne mich um mögliche Folgen zu kümmern, holte ich den Gleiter, um mit dessen Licht wenigstens noch ein Stück der Nacht operieren zu können. Hätte es zum Zeitpunkt meines Abfluges eine Technologie gegeben, Nanniten auf unspektakulärem Weg fremden Körpern zuzuführen, dann hätte ich es jetzt probiert. Aber das einzige, was ich einsetzen konnte, war ein Cocktail, dem eine enorm anregende Wirkung auf die natürlichen Körperfunktionen zugeschrieben wurde – in der Kinder- und Jugendmedizin auf der Erde wurde er häufig eingesetzt. Herumzulaufen, um mehr oder weniger hilflosen Patienten den Durst zu löschen und dabei zu wissen, dass der eingeflößte Trunk die Heilungschancen wenigstens etwas verbesserte, war viel angenehmer, als mit Blut herumzuspritzen. Aber um ehrlich zu sein, ich wusste allmählich nicht mehr, mit wem ich was gemacht hatte. Dunkel hoffte ich, dass ich keinen lebenden Körper übersehen hatte, in dem noch ein Pfeil steckte. Es war mir egal, was ein gelernter Mediziner zu meiner Aktion gesagt hätte. Vielleicht machte ich viele Fehler. Aber ich bemühte mich hier einmal ehrlich ohne Hintergedanken. Ich hörte einfach auf zu behandeln, als es mir vor den Augen flimmerte. Licht aus und hingelegt. ...



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