Kann man einem Gedicht widersprechen und zustimmen zugleich?
Kann man den Versuch starten, etwas als "So ist es" zu behaupten ... und zugleich die Frage stellen "Ist es so?"
Man kann mindestens den Versuch starten ... und das muss man eben, ohne vorher die Möglichkeit des Scheiterns in Betracht zu ziehen.
Brunhild Hauschilds Gedicht hat nur einen Haken, an dem sie dem Leser eigenes Nachdenken, richtiger Mit- ja sogar Vordenken abverlangt: Wer oder was IST "diese Gesellschaft"? Ob auch die Falschen klatschen? ie Richtigen sollten es tun ... " Noch ein Urteil". Noch interessanter könnte man dieses Gedicht finden, wüsste man, auf welche Bemerkung am Rande des "Weltauslesen" sich ihr Gedicht bezieht. Aber ich biete da lieber ainen Blick auf mein drittes Gedicht. "Einladung" mit Bild ...
Kreative Anregungen werden den utopischen Roman auf jeden Fall noch an verschiedenen Punkten in verschiedenem Umfang verändern:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (57)
„Sieh
mich bitte an!“
Ich
war selbst erschrocken vom Klang meiner Stimme. Nicht von dem, was
ich sagte, sondern wie. Dieses Herrische, das auch von meinem
Vorgänger auf der Burg hätte stammen können.
Zögernd
hob das Mädchen den Kopf.
„Wie
heißt du?“
„L`
an` sanja, Herr.“
„Lass
das Herr weg. Ich heiße Fred.“
Lansanja
schwieg.
„Verstehst
du, Lansanja: Fred.“
„Ja,
Herr ... Frad.“
Es
war komisch. Der Kommunikator verstand Frad offenbar nicht als Sanjas
Verstümmelung meines Namens und wiederholte den nicht
identifizierten Ausdruck. Das bestärkte mich bei meinem Einfall.
„Gefallen
euch eure Zimmer?“ Eine Antwort hatte ich nicht wirklich erwartet.
So fuhr ich sofort fort. „Sanja, ihr fünf Mädchen werdet in
Zukunft hier sehr wichtige Aufgaben erfüllen. Dazu ist es gut, wenn
ihr schnell meine Sprache sprecht. Die werdet ihr mit diesen Geräten
erlernen.“
Sanja
sah mich abwartend an. Ich sah ihr nicht an, ob sie begriff, dass die
Laute, die aus dem Translator nach jeder meiner Satzpausen ertönten,
Übersetzungen meiner Laute in ihre Sprache waren. Ich musste davon
ausgehen, dass sie nicht wusste, dass es überhaupt irgendeine andere
als ihre eigene Sprache gab, dass man zu einer Klankla eben auch Baum
sagen konnte. Also setzte ich fort: „Du wirst also das, was ich
gesagt habe, so wiederholen, wie du es von mir gehört hast.“
Nachdem
sie die Übersetzung gehört hatte, sah sie mich fragend an. „Du
wirst also das, was ich gasagt haba, so wiedarholan, wie du das von
mir gahört hast.“
„Wunderbar“,
lobte ich, „und das, was du aus dem Gerät hier gehört hast, war
dasselbe in deiner Sprache.“
Schön
war, dass der Translator ihren Papageienversuch richtig
zurückübersetzte – auch dort, wo sie ihr A für mein E gesprochen
hatte.
„Ihr
werdet fleißig üben. Ihr sagt etwas in eurer Sprache, hört euch
dasselbe aus dem Translator an und wiederholt das dann, bis ihr euch
gemerkt habt, wie das bei mir heißt. Und dann verwendet ihr hier
meine Sprache.“
Ich
reichte ihr einen Beutel mit fünf Translatoren. „Für jede von
euch einen. Damit ihr auch alleine lernen könnt. Mal sehen, wer von
euch am schnellsten lernt. Ich glaube, das wirst du sein.“
Als
das Mädchen die Übersetzung hörte, huschte das erste Mal in meiner
Nähe ein Lächeln über ihr Gesicht.
„Nun
geh! Und da sind auch Uhren für euch drin. Um sieben essen wir
zusammen Abendbrot.“
Ihr
verständnisloser Blick ließ mich korrigieren: „Ich ruf euch dann
zum Abendbrot.“
Das
war ein sehr wichtiger Schritt.
Du
kannst sagen, ich hätte mich lieber befleißigen sollen, die
einheimische Sprache zu lernen. Das stimmt aus mehreren Gründen
nicht. Der wichtigste: Für eine lange Zeit hätte ich sie nur
fehlerhaft und mit einem seltsamen Akzent beherrscht. Es hätte meine
überlegene Position angefochten, wenn sie laufend meine Fehler
erlebt hätten. So aber waren sie die, die schrittweise lernen
mussten. Der zweite: In der Welt, die sie kennen lernen würden, gab
es eine Unzahl von Dingen, für die sie sowieso meine Ausdrücke
gebrauchen mussten, weil sie keine eigenen hatten. Dann trainiert das
Erlernen einer fremden Sprache die Denkfähigkeit und nicht zuletzt –
aber das hätte ich damals nicht so offen zugegeben – war natürlich
die permanente Nutzung einer fremden Sprache ein kleiner Schritt, sie
ihrer alten Welt zu entfremden.
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