Thomas Reich liefert im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum Sieg über den Hitlerfaschismus einen streitbaren Text. "Roter Oktober". Ohne den Ausdruck "Gesichtserkennungsprogramm" hätte ich es für eine Auseinandersetzung mit stalinistischen Verbrechen gehalten. So kann man auch interpretieren: Die Aufgaben, die einstmal zur Lösung anstanden, sind aktueller denn je ...
Es folgt ein zweites Gedicht, mit dem Sebastian Deya beweist, dass er mit freien Rhythmen umgehen kann: "Auf der Siegerstraße"
Mit der Fortsetzung des utopischen Romanmanuskripts sollte zumindest der Beweis erbracht werden, dass kreative Momente auch aus dem "Inneren" kommen können:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (48)
... Die
zwei Aufprallgeräusche des Metalls auf die Mauersteine oben waren
das Einzige, was den bevorstehenden Angriff hätte verraten können.
Sie waren aber dank meiner Hakenumwicklung so leise, dass wir sie
unten nicht mehr hörten – und wir lauschten ja darauf. Nur, dass
die Haken nicht wieder zurückfielen und dem Zug von unten
widerstanden, bewies, dass die beiden Schüsse die gewünschte
Wirkung erzielt hatten. Nun banden wir einander die Ballonleinen um
und Aufstieg um Aufstieg begann.
Frag
nicht! Natürlich hätten wir unten genügend große Ballons
generieren können, um daran aufwärtszuschweben. Aber man hätte das
gehört und wenn nur einer der Soldaten auf gut Glück in die
verdächtige Richtung geschossen hätte, hätte er mit einem
einfachen Pfeil mein Meisterwerk der Technik zum Absturz bringen
können.
So
dauerte es vielleicht eine Stunde, bis alle oben waren.
Der
Rest ist schnell erzählt. Es gab nirgendwo einen Kampf. Ich hatte
alle meine Kampfmaschinen mit auf minimale Leistung eingestellten
Phots ausgerüstet und darauf programmiert, bei jeder als Warnung,
Alarm oder Angriff interpretierbaren Reaktion sofort zu schießen.
Eigentlich konnten die Treffer nur eine etwa eine Stunde anhaltende
Nervenlähmung hervorrufen. Die Programmierung war nicht gerade
diplomatisch, aber zweckmäßig. Die Robbis interpretierten
eigentlich jede Reaktion im Sinne des Programms. So waren sie lange
vor Ablauf einer Stunde bereits dabei, betäubte Saks in einen Saal
zu tragen, den ich seiner glänzenden Wandgestaltung, eines am Boden
lang gestreckten und auf einen erhöht postierten Sessel zielenden
Läufers und eben jenes Sessels wegen den Thronsaal taufte.
Kurz
entschlossen schritt ich erhobenen Hauptes an den Massen vorbei und
nahm, ohne mich um Reaktionen der Anderen zu kümmern, auf dem Thron
Platz.
Dieser
Platz hatte einen unbestreitbaren Vorzug: Ich konnte das gesamte
Geschehen im Saal überblicken. Die entzündeten Fackeln auf allen
Seiten versetzten jede Ecke in ein zwar flackerndes, aber überall
ausreichendes Licht. Ich ließ mir die Enttäuschung nicht anmerken.
Zwischen den fast 100 Saks hatte ich kein Kind, demzufolge also auch
keines aus meinem Dorf entdeckt. Sie mussten ja auf der Burg sein und
die Robbis hatten angeblich alle Saks zusammengetrieben.
Aber
erst einmal galt es, Ordnung zu schaffen. Dabei gab es eine
Unsicherheit, an die ich bei der Planung der Aktion nicht gedacht
hatte.
„Wer
von euch meint, dass ihm dieser Platz hier zusteht?“ Erst hallte
meine eigene Stimme durch den Saal; dann ergossen sich aus dem
Translator jene Laute, deren viele A-Vokale mir inzwischen zumindest
vom Klang her vertraut waren. ...
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