Dienstag, 15. Mai 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1391

Ob es eine gute Lösung ist, ein Dichterfest dezentral und in mehreren Etappen im Jahr zu feiern? Egal, wie man es findet, auf jeden Fall war die Begegnung vor einem Jahr in Berlin-Hohenschönhausen eine Veranstaltung mit sehr angenehmem "Ambiente" - was nicht zuletzt der Herzlichkeit der Lateinamerikaner geschuldet war. Aber man kann immer nur so wenig vorstellen und ja wohl nicht immer dasselbe. Also verkünden die "Gedichte des Tages morgen:


Am Mittwoch ist Dichtertreffen der Poetas del Mundo in der Hohenschönhausener Begegungsstätte für ausländische Mitbürger. Schade: Ich hätte dort gern die Schneiderei-Gedichte mit ein paar Anmerkungen zur kreativen Anregung durch das Internet dabei vorgestellt - also nicht nur meine eigenen. Aber wegen der großen Zahl der Mitwirkenden soll sich jeder auf 2 Gedichte beschränken. Da werde ich wohl auf "worträume" zurückgreifen und vortragsfixierte Gedichte vorstellen. Geeignet scheinen zu sein:


Der utopische Fortsetzungsroman dagegen geht einfach weiter:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (54)


... Die Frau stand unschlüssig wartend vor mir. Glücklicherweise verstand ich.
Im Moment möchte ich sonst niemanden sehen. Geh jetzt!“
Kaum, dass die Frau den Raum verlassen hatte, replizierte ich mir ein köstliches englisches Frühstück. Aber dann sah ich Bilder vor mir, was das mit den Mädchen wohl bedeuten mochte, und es würgte mich so, dass ich kaum einen Happen herunterbekam. Vergeblich versuchte ich mir einzureden, dass ein Karasa bestimmt etwas Anderes als ein irdischer Hengst war. Aber den angedeuteten Festtag würde es so bestimmt nicht geben …

Ich hatte gerade die Reste meiner Mahlzeit zur Seite geschoben, da klopfte es an der Tür. Aber irgendwie nicht so, wie wenn jemand klopft, der herein möchte. Ich konnte das Geräusch nicht deuten, sah abwartend hinüber und ... es geschah nichts. Ich wollte schon mit dem Kopf schütteln und mich innerlich wieder auf mein Tageskonzept konzentrieren, da klopfte es erneut.
Obwohl es eigentlich nicht gefährlich klang, griff ich ein Phot, schlich mich mit gezückter Waffe zur Tür, riss die Tür auf und ... stand den schreckverzerrten Gesichtern der Dienerin und der sich hinter ihr zusammendrängenden Teens gegenüber. Die Dienerin hatte einen merkwürdig geformten Gegenstand in der rechten Hand. Später erklärte sie mir, dass es sich um einen der autorisierten Klopfer gehandelt hatte. Es war ihr – wie allen anderen Untergebenen – untersagt, mit eigener Kraft oder gar mit eigenen Händen klopfend den Intimbereich des Herrn zu stören. Jener „Igel“ war ihr zur Autorisierung verliehen worden. Durch Drehen an der Türfläche erzeugten die herrschaftlichen Stacheln das Klopfgeräusch, so dass sie nicht selbst geklopft hatte.
Die Dienerin verbeugte sich, zog sich seitlich zurück und gab damit für mich den Blick auf die Kinder und für die den Weg in mein Gemach frei.
Nun verstand ich auch den Sinn der letzten Frage der Dienerin. Von den Teens ging ein durchdringender Gestank aus nach etwas, das ich nicht kannte, vermischt mit stechendem Schweißgeruch. Wahrscheinlich würde der kaum belüftete Schlafraum diesen Gestank tagelang festhalten.
Warum hatte ich die herbestellt? Mist haftete an den Hemdchen, die zehn Zentimeter über den Knien endeten und ihre einzige Kleidung darstellten. Egal was ich jetzt täte – die Begaffpause hatte schon peinliche Länge erreicht – etwas musste ich tun. Da kam mir glücklicherweise eine Idee. Ich blickte an den Kindern vorbei zur halb in den Hintergrund zurück getretenen Dienerin.
Wie viele Räume in der Burg sind im Augenblick leer?“
Keiner, Herr!“
Das kann nicht sein. Wo haben denn die Kinder des geflohenen Herrn geschlafen?“
Die?! Die an die Gemächer der Herrin angrenzenden fünf Räume waren zum Spielen und Schlafen der Infanten. Das wisst ihr doch. Die zählen doch nicht.“
Was zählt, entscheide ich. ... Jeder von ihnen wird für eines der Mädchen hier hergerichtet. Den Jungen gebt kräftig zu essen und lasst sie draußen auf dem Hof warten, bis ein Zug Freier die Burg verlässt.“
Oh, Gott, wie war ich nervös, dass der Translator richtig übersetzte. Wenigstens dadurch sollte es keine Verwicklungen geben. Ganz sicher war ich mir bei den Gestalten nicht, aber ich erinnerte mich, dass fünf der Kinder, die mein Dorf damals verlassen hatten, Mädchen gewesen waren. Ob unter denen, die mir da verschüchtert gegenüberstanden, eine künftige Gefährtin sein könnte, war beim besten Willen nicht auszumachen.
Ach ja, bevor ihr die Mädchen in ihre Räume lasst, wascht sie, gebt ihnen Sauberes zum Anziehen und lasst sie sich satt essen. Und schickt mir jetzt nacheinander die einzelnen Bewohner der Burg in den Thronsaal. Entscheidet selbst über die Reihenfolge. Aber ich will sie einzeln einweisen.“

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