Am Mittwoch ist Dichtertreffen der Poetas del Mundo in der Hohenschönhausener Begegungsstätte für ausländische Mitbürger. Schade: Ich hätte dort gern die Schneiderei-Gedichte mit ein paar Anmerkungen zur kreativen Anregung durch das Internet dabei vorgestellt - also nicht nur meine eigenen. Aber wegen der großen Zahl der Mitwirkenden soll sich jeder auf 2 Gedichte beschränken. Da werde ich wohl auf "worträume" zurückgreifen und vortragsfixierte Gedichte vorstellen. Geeignet scheinen zu sein:
"Hütchenspiel" und "unter fröschen"...?!
Der utopische Fortsetzungsroman dagegen geht einfach weiter:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (54)
... Die
Frau stand unschlüssig wartend vor mir. Glücklicherweise verstand
ich.
„Im
Moment möchte ich sonst niemanden sehen. Geh jetzt!“
Kaum,
dass die Frau den Raum verlassen hatte, replizierte ich mir ein
köstliches englisches Frühstück. Aber dann sah ich Bilder vor mir,
was das mit den Mädchen wohl bedeuten mochte, und es würgte mich
so, dass ich kaum einen Happen herunterbekam. Vergeblich versuchte
ich mir einzureden, dass ein Karasa bestimmt etwas Anderes als ein
irdischer Hengst war. Aber den angedeuteten Festtag würde es so
bestimmt nicht geben …
Ich
hatte gerade die Reste meiner Mahlzeit zur Seite geschoben, da
klopfte es an der Tür. Aber irgendwie nicht so, wie wenn jemand
klopft, der herein möchte. Ich konnte das Geräusch nicht deuten,
sah abwartend hinüber und ...
es geschah nichts. Ich wollte schon mit dem Kopf
schütteln und mich innerlich wieder auf mein Tageskonzept
konzentrieren, da klopfte es erneut.
Obwohl
es eigentlich nicht gefährlich klang, griff ich ein Phot, schlich
mich mit gezückter Waffe zur Tür, riss die Tür auf und ... stand
den schreckverzerrten Gesichtern der Dienerin und der sich hinter ihr
zusammendrängenden Teens gegenüber. Die Dienerin hatte einen
merkwürdig geformten Gegenstand in der rechten Hand. Später
erklärte sie mir, dass es sich um einen der autorisierten Klopfer
gehandelt hatte. Es war ihr – wie allen anderen Untergebenen –
untersagt, mit eigener Kraft oder gar mit eigenen Händen klopfend
den Intimbereich des Herrn zu stören. Jener „Igel“ war ihr zur
Autorisierung verliehen worden. Durch Drehen an der Türfläche
erzeugten die herrschaftlichen Stacheln das Klopfgeräusch, so
dass sie nicht selbst geklopft hatte.
Die
Dienerin verbeugte sich, zog sich seitlich zurück und gab damit für
mich den Blick auf die Kinder und für die den Weg in mein Gemach
frei.
Nun
verstand ich auch den Sinn der letzten Frage der Dienerin. Von den
Teens ging ein durchdringender Gestank aus nach etwas, das ich nicht
kannte, vermischt mit stechendem Schweißgeruch. Wahrscheinlich würde
der kaum belüftete Schlafraum diesen Gestank tagelang festhalten.
Warum
hatte ich die herbestellt? Mist haftete an den Hemdchen, die zehn
Zentimeter über den Knien endeten und ihre einzige Kleidung
darstellten. Egal was ich jetzt täte – die Begaffpause hatte schon
peinliche Länge erreicht – etwas musste ich tun. Da kam mir
glücklicherweise eine Idee. Ich blickte an den Kindern vorbei zur
halb in den Hintergrund zurück getretenen Dienerin.
„Wie
viele Räume in der Burg sind im Augenblick leer?“
„Keiner,
Herr!“
„Das
kann nicht sein. Wo haben denn die Kinder des geflohenen Herrn
geschlafen?“
„Die?!
Die an die Gemächer der Herrin angrenzenden fünf Räume waren zum
Spielen und Schlafen der Infanten. Das wisst ihr doch. Die zählen
doch nicht.“
„Was
zählt, entscheide ich. ... Jeder von ihnen wird für eines der
Mädchen hier hergerichtet. Den Jungen gebt kräftig zu essen und
lasst sie draußen auf dem Hof warten, bis ein Zug Freier die Burg
verlässt.“
Oh,
Gott, wie war ich nervös, dass der Translator richtig übersetzte.
Wenigstens dadurch sollte es keine Verwicklungen geben. Ganz sicher
war ich mir bei den Gestalten nicht, aber ich erinnerte mich, dass
fünf der Kinder, die mein Dorf damals verlassen hatten, Mädchen
gewesen waren. Ob unter denen, die mir da verschüchtert
gegenüberstanden, eine künftige Gefährtin sein könnte, war beim
besten Willen nicht auszumachen.
„Ach
ja, bevor ihr die Mädchen in ihre Räume lasst, wascht sie, gebt
ihnen Sauberes zum Anziehen und lasst sie sich satt essen. Und
schickt mir jetzt nacheinander die einzelnen Bewohner der Burg in den
Thronsaal. Entscheidet selbst über die Reihenfolge. Aber ich will
sie einzeln einweisen.“
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