Freitag, 11. Mai 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1387

Ganz langsam klingt (vielleicht) in den "Gedichten des Tages" das inspirierende Motiv des Schneiderns aus ... oder eben nicht. Die kommenden beiden Tage zeigen jedenfalls "Nebenprodukte":


Wenn man (oder Frau) einer Inspiration folgt, so hat das manchmal Haupt- und Nebenwirkungen, also Gedichte, die das sagen, was man wollte ... und solche, die auch noch aus dem Startgedanken "erwachsen. So geschah es erheiternder Weise Gunda Jaron, sprich: Kaum beginnt das "Schneiderlein" zu arbeiten, kommt auch "Nach Maß" heraus, also etwas zum Schmunzeln, etwas nicht nach Maß ...
Thomas Reich ist nicht plötzlich still geworden. Mit "Humpty Dumpty" fragt er, mit wem die Macht ist ...



Garantiert kein "Nebenprodukt" ist die aktuelle Fortsetzung des Romanmanukript für einen ersten gemeinsamen utopischen Roman:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (50)


... Er hatte bisher ein, ich hatte nur wenige Worte gesagt. Trotzdem schien sich dieser Mann eine Interpretation der gesamten Szene ausgesucht zu haben. Ich musste wohl so etwas wie König, Kaiser, Gott sein, und er würde gleich in einen höheren Adelsstand befördert. Ich konnte mich zwar nicht mehr an den Namen erinnern, aber ich wusste, dass ich einmal auf der Erde einen Witzfilm mit einer solchen Figur gesehen hatte.
Ruhig erhob ich mich zu meine ganzen Größe. „Bleibt stehen!“
Er stoppt so ruckartig, dass seine Familie von hinten gegen ihn stieß.
Ich brauche deinen Rat.“
Nein, die Masse der widerstreitenden Gedanken, die sich im Gesicht dieses Fürstchens spiegelten, war nicht genau auseinanderzuhalten. Noch überwog aber eindeutig die Unsicherheit.
Du sprichst normalerweise hier Recht?“
Die Haltung des Mannes veränderte sich. Er schien ein paar Zentimeter zu wachsen. Auch ohne den Translator hätte ich seine Antwort als „Natürlich!“, vielleicht als „Selbstverständlich!“ übersetzt.
Stell dir vor, jemand ordnete an, Bauern deines Landes zu töten, ohne dass diese ein Unrecht begangen haben. Was tätest du mit diesem Jemand?“
Wäre er mir gleich, so forderte ich eine angemessene Entschädigung für den mir entstandenen Schaden, wäre er ein Niederer, ließe ich ihn und seine Spießgesellen hinrichten.“
Etwa drei Meter vor mir stand der nun wieder selbstsichere Mann, in inzwischen wieder angemessenem Abstand dahinter immer noch seine Familie.
Du hast ein Saksdorf, das unter meinem besonderen Schutz stand, überfallen, seine Bewohner beschießen lassen. Deine Soldaten hätten keinen am Leben gelassen, hätte ich ihnen nicht Einhalt geboten. Und nun entscheide selbst: Denkst du, du seist mir gleich, oder siehst du, dass du für mich ein Niederer bist?“
Selbst im Flackerlicht ahnte man, dass ihm alles Blut aus dem Gesicht wich. Aufjaulend fiel er auf die Knie. „Bitte nicht ...“
Du hast Zeit bis zum Morgengrauen. Sehe ich dich noch einmal bei Tageslicht, werde ich das von dir gesprochene Urteil an dir vollstrecken. Aus meinen Augen, Unwürdiger!“
Hoffentlich klang das theatralisch genug, um mich als etwas Höheres auszuweisen. Oder hätte ich jetzt erbarmungslos sein müssen? Ich machte noch eine Geste, wie wenn man ein Insekt verscheuchen will. In alberner Angst rannte der Mann los, ohne auf seine Familie zu achten, die ihm hastig folgte.
Und ihr?“ Ich ließ den Blick schweifen. Alle vermieden, eben diesem Blick zu begegnen. Ausnahmslos. Leider. „Es ist Nacht. Ihr wisst, was morgen zu tun ist. Keine Angst, mit jedem von euch wird gesprochen werden. Aber jetzt schlaft!“
Verunsichert warteten die Saks auf das, was da kommen möge. „Worauf wartet ihr?“ Keine Ahnung mehr, wer zuerst die Flucht ergriff, aber kaum, dass sich der Erste wegbewegte, brach die Brandung nach draußen los. Schnell ging es. Wirklich sehr schnell. Plötzlich war ich mit den Robbis allein im Saal.
Du meinst, ich hätte erklären sollen? Gericht halten mit dem verbrecherischen Herrn?
Dafür hätte ich die Saks-Gepflogenheiten viel besser kennen müssen, ihre Normen, Traditionen, ihre Tabus. Ich hatte ja nur miterlebt, wie rücksichtslos alles Leben in dem infizierten Dorf hatte ausgelöscht werden sollen. Vielleicht wurde das aber allgemein gebilligt. Wie Saubermachen. Oder weil es die Entscheidung der Herrschaft gewesen war – so wie dann meine Entscheidung als neue Herrschaft gebilligt werden würde.
Sollte ich die Adligen in der Burg behalten? Sie würden eventuell versuchen, mich als Fremdling zu ermorden. Sollte ich sie zu Bauern machen? Dazu waren sie nicht fähig und willens oder umgekehrt. ...






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