Wenn jetzt jemand meint, es schleift sich ein gleichmäßiger Trott ein, dann irrt er. Es war nicht geplant, dass sich der Kreis der lyrischen Flickschusterer erweitert. Aber Sebastian Deya nahm den Faden auf und ergänzte unser Grundmotiv durch eine eigene Aussage und Aussageform.Und da behaupte noch einer, die Lüricker brüten nur jeder für sich im stillen Kämmerlein ... Es ist übrigens seine sinnvolle Sicht, sein Gedicht als Dreierwerk zu kennzeichnen - da steckt wirklich irgendwas von jedem drin ...
Gunda Jaron / Slov ant Gali: Gedichte vom nicht so tapferen Schneiderlein (7)
Gunda Jaron / Slov ant Gali / Sebastian Deya:Gedichte vom nicht so tapferen Schneiderlein
Einfache ist der Fortsetzungsroman. Der geht utopisch weiter ohne Überraschungen ... oder doch?
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (45)
... Neugierig
war ich immer und über Mangel an Zeit brauchte ich mich nicht zu
beschweren. Ich probierte es mit dem Comparationsprogramm. Das fand
als naheliegendste Bezeichnung in Verbindung mit den Gesten die
Übersetzung „Gütiger“ als Umschreibung für Gott. Na, sieh
einmal an, dachte ich, bisher hatte es zwar durchaus Belege für
religiösen Glauben gegeben – das war bei dem Entwicklungsstand
dieser Wesen eigentlich selbstverständlich – aber im alltäglichen
Leben hatte das kaum eine Rolle gespielt. Wahrscheinlich würde ich
irgendwann ein paar Feste miterleben, Dankfeste, Bittfeste... - nur
diesmal wurde erstmalig sozusagen dieses Gotteswesen ohne
ersichtlichen Anlass von allen fast gleichzeitig angesprochen.
Unabhängig voneinander. Mit Gesten ... Moment ...
Ich
verfolgte die entsprechenden Filmsequenzen noch einmal alle fast
parallel. Diese Wesen grüßten in eine bestimmte Richtung. Das war
aber nicht irgendeine Himmelsrichtung. Ich
versuchte, mit einer holografischen Skizze so exakt wie
möglich die Hütten mit ihren Eingängen zu erfassen und wie die
Wesen bei dem neuen Gruß standen. Ich verlängerte die
Blickrichtungen und wurde in meinem Anfangsverdacht immer mehr
bestärkt. Die Saks grüßten den Saativas exakt in jene Richtung, in
die sie mich hatten entschwinden sehen. Der Saativas war nicht
irgendein gütiger Gott, der Saativas war ich!
Kannst
du dir vorstellen, was das für ein seltsames Gefühl war? Plötzlich
zuzusehen, wie du von einem fremden, dem deinen aber sehr ähnlichen
Volk als Gott, Verzeihung, Saativas, angerufen wirst?
Ich
ließ diesen Tag mit ablenkender Arbeit vergehen. Ich konnte einfach
nicht mehr zusehen. Aber wenn ich ehrlich bin, auf die Bauarbeiten
konnte ich mich auch nicht konzentrieren. Und in mir keimte ein noch
sehr vager Gedanke. Ich hatte irgendetwas übersehen. Du wirst es
vielleicht nicht glauben, aber dieser unausgeformte Gedanke
suggerierte mir, ich würde, wenn ich ihn fertig hätte, meinen Bau
gar nicht mehr brauchen. Mit dieser Vision brach ich wirklich alles
ab: Mein Engagement bei den bauenden Robbis und die Beobachtung der
Saks. Ich legte mich mit der festen Überzeugung hin, wenn ich die
zurückliegenden Ereignisse noch einmal sortiert haben würde, fiele
mir etwas Wichtiges ein oder auf. Eben jene Ereignisse hatten meinen
Rhythmus von Wachen und Schlafen so durcheinandergebracht, dass ich
entgegen meiner Erwartung sofort einschlief...
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