Montag, 7. Mai 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1382

Wir beginnen mit einem Ruf: "Gedichte des Tages" - welche sind geplant? Antwort:


 Wenn jetzt jemand meint, es schleift sich ein gleichmäßiger Trott ein, dann irrt er. Es war nicht geplant, dass sich der Kreis der lyrischen Flickschusterer erweitert. Aber Sebastian Deya nahm den Faden auf und ergänzte unser Grundmotiv durch eine eigene Aussage und Aussageform.Und da behaupte noch einer, die Lüricker brüten nur jeder für sich im stillen Kämmerlein ... Es ist übrigens seine sinnvolle Sicht, sein Gedicht als Dreierwerk zu kennzeichnen - da steckt wirklich irgendwas von jedem drin ...


      Gunda Jaron / Slov ant Gali / Sebastian Deya:Gedichte vom nicht so tapferen Schneiderlein


Einfache ist der Fortsetzungsroman. Der geht utopisch weiter ohne Überraschungen ... oder doch?




Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (45)



... Neugierig war ich immer und über Mangel an Zeit brauchte ich mich nicht zu beschweren. Ich probierte es mit dem Comparationsprogramm. Das fand als naheliegendste Bezeichnung in Verbindung mit den Gesten die Übersetzung „Gütiger“ als Umschreibung für Gott. Na, sieh einmal an, dachte ich, bisher hatte es zwar durchaus Belege für religiösen Glauben gegeben – das war bei dem Entwicklungsstand dieser Wesen eigentlich selbstverständlich – aber im alltäglichen Leben hatte das kaum eine Rolle gespielt. Wahrscheinlich würde ich irgendwann ein paar Feste miterleben, Dankfeste, Bittfeste... - nur diesmal wurde erstmalig sozusagen dieses Gotteswesen ohne ersichtlichen Anlass von allen fast gleichzeitig angesprochen. Unabhängig voneinander. Mit Gesten ... Moment ...
Ich verfolgte die entsprechenden Filmsequenzen noch einmal alle fast parallel. Diese Wesen grüßten in eine bestimmte Richtung. Das war aber nicht irgendeine Himmelsrichtung. Ich versuchte, mit einer holografischen Skizze so exakt wie möglich die Hütten mit ihren Eingängen zu erfassen und wie die Wesen bei dem neuen Gruß standen. Ich verlängerte die Blickrichtungen und wurde in meinem Anfangsverdacht immer mehr bestärkt. Die Saks grüßten den Saativas exakt in jene Richtung, in die sie mich hatten entschwinden sehen. Der Saativas war nicht irgendein gütiger Gott, der Saativas war ich!
Kannst du dir vorstellen, was das für ein seltsames Gefühl war? Plötzlich zuzusehen, wie du von einem fremden, dem deinen aber sehr ähnlichen Volk als Gott, Verzeihung, Saativas, angerufen wirst?
Ich ließ diesen Tag mit ablenkender Arbeit vergehen. Ich konnte einfach nicht mehr zusehen. Aber wenn ich ehrlich bin, auf die Bauarbeiten konnte ich mich auch nicht konzentrieren. Und in mir keimte ein noch sehr vager Gedanke. Ich hatte irgendetwas übersehen. Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber dieser unausgeformte Gedanke suggerierte mir, ich würde, wenn ich ihn fertig hätte, meinen Bau gar nicht mehr brauchen. Mit dieser Vision brach ich wirklich alles ab: Mein Engagement bei den bauenden Robbis und die Beobachtung der Saks. Ich legte mich mit der festen Überzeugung hin, wenn ich die zurückliegenden Ereignisse noch einmal sortiert haben würde, fiele mir etwas Wichtiges ein oder auf. Eben jene Ereignisse hatten meinen Rhythmus von Wachen und Schlafen so durcheinandergebracht, dass ich entgegen meiner Erwartung sofort einschlief...



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