Eine "Marotte" von Jürgen Polinske ist es, nicht nur viel zu reisen, sondern als Andenken Gedichte zu den besuchten Orten zu schreiben. Diesmal erlaubt er sich einen Schnappschuss "Zum Piton de la Fournaise". Tipp, wenn jemand raten möchte: Nein, nicht in Europa ...
Noch ein wenig politische Sport-Metapher gefällig? Dann versuche man es mit "Vom Springen" ...
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (65)
... Der
eine Bottich war schnell leer. Die Zahl der Kinder, die sich danach
an einen der anderen beiden Tröge heranwagten, hielt sich in sehr
engen Grenzen. Ich grinste. Wahrscheinlich hatten sich dort schon
zwei Gruppen ihre neuen Betreuerinnen gewählt.
Nein,
ich war in keiner Weise pädagogisch vorbelastet. Irgendwie blitzten
zwar manchmal dunkle Stücke meiner Schulzeit im Gedächtnis auf –
aber eben nur Eindrücke aus Schülerperspektive. Da ich auf der Erde
nicht Vater geworden war, fehlten mir auch die laufenden
erziehungsbegleitenden Unterweisungen und Praktika. Unsere
vorherrschende Meinung ging davon aus, dass jeder Mensch einen
Grundstock an praxisrelevanter Erziehungstheorie benötige. Die wurde
aber immer so vermittelt, dass sie kurzfristig mit eigenen
Erfahrungen verglichen und durch praktische Übungen gefestigt werden
konnte. Für Menschen ohne eigene Kinder war das Studium zum
Familienerzieher freiwillig, und mir hatte das Interesse gefehlt. Nun
stand ich als Einzelmensch vor der Menschheitsaufgabe, aus dem Wust
aller Erkenntnisse der mir bekannten Wissenschaften jene auszuwählen,
die diesen Sakskindern zu einem Geistessprung aus ihrer bisherigen
Gemeinschaft verhelfen konnten … Auch die Methoden dafür musste
ich neu erfinden. Zumindest waren die Schriften, die ich im Speicher
fand, so fern der Saks-Wirklichkeit, dass sie mir schwerlich
verwendbar schienen. Von Kindern, die sich nicht im Geringsten
vorstellen konnten, was Computer sind und dass man Informationen auch
anders weiterverbreiten kann als durch lautes Zurufen, gingen die
nicht aus. Als ich versuchte, zeitlich weiter in der
Erderziehungsgeschichte zurückzugehen, fand ich Schläge mit dem
Stock und andere Strafen. Das konnte es doch nicht sein?! Andersherum
erinnerte ich mich der bei mir damals immer wieder neu aufgeblitzten
Schülerfrage „Wozu der Mist? Das werde ich nie brauchen.“ Und
ich stellte die Frage in vielen Zusammenhängen. Dass ich zum
Beispiel sicher war und nachher auch irgendwie bestätigt wurde, dass
ich den beanstandeten Inhalt wirklich nicht gebraucht hatte. Bisher
zumindest. Biologie vor allem ist mir immer fremd geblieben.
Wenn
mir erklärt wurde, welche Klassen, Familien und Gattungen
Verwandtschaften zwischen Pflanzen und Tieren beschreiben, dann
grinste ich und stellte mir Tante Lupus zu Besuch bei Neffe Pinscher
vor. Und wozu sollte man selbst wissen, ob einem die Niere oder die
Leber weh tat? Es war Sache des Arztes, das herauszufinden und zu
kurieren. Jetzt hätte mir ein wenig allgemeines Verständnis sicher
gut getan. Konnte ich das aber als Argument für Kinder verwenden?
Mathematisches
dagegen hatte mich fasziniert – aber auch da war mir suspekt, dass
ich Kopfrechnen üben sollte, wenn ich doch einen Rechner hatte. Das
wiederum war so abstrakt, dass die Kinder kaum einen Sinn darin sehen
würden.
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