Manche Autoren vermisst man besonders wegen ihren eigentümlichen Tons. Zu diesen würde ich "fischl" zählen. Eines seiner Gedichte ohne Morgensternigkeit ist "Hilfe".
Mit einem Sponatangedicht, das ein Urteil eines Lyrik-Gurus provoziert hat, lässt sich dagegen sicher keine einziger Lorbeer gewinnen. Da brauche ich nicht "Ein Urteil" ...
Im Vergleich dazu fließt der Strom des Erzählens bereits in gewohnter Weise in dem utopischen Romanmanuskript
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (56)
... Die
angesprochenen Saks hörten sich meine Vorschläge mit versteinerten
Mienen an, versprachen mit tiefen Verbeugungen, sie würden sich
meinen Rat durchdenken, und verließen den Thronsaal gewohnt
rückwärtsgehend. Ich hatte das sichere Gefühl, dass sie sich
verletzt und verstoßen fühlten, dass meine Worte die falschen
waren, dass ich überhaupt gerade etwas Falsches probierte. Aber ich
wusste nichts Besseres – und ich wollte sie unbedingt schnell
loswerden.
Erst
viel später begriff ich, wie sehr besonders die Soldaten gekränkt
waren. Die Bauern draußen kämpften alltäglich in mühevoller
Arbeit und mit offenem Ausgang gegen verschiedenste Naturgewalten ums
Überleben. Auf der Burg hatte es einen gesicherten, vergleichsweise
hohen Sold gegeben, den letztlich genau jene Bauern erarbeiten
mussten – und zwar auch dann, wenn kaum etwas für sie selbst übrig
geblieben war. Ausreichende Dienstzeit und Erfahrung ermöglichte
sogar den Aufstieg in einen Kommandorang. Die von mir geschenkte
Freiheit kam für sie einer unterschiedlich starken Degradierung
gleich – ganz abgesehen davon, dass sie das niedere Bauernwerk
nicht nur nicht beherrschen wollten, sondern auch wirklich nicht mehr
beherrschten.
Der
neue Herr schickte sie fort. Also gingen sie – was sollten sie tun.
Meine Vorschläge, mit denen ich ihnen die Freiheit zu schenken
geglaubt hatte, nahmen die wenigsten an. Im Gegenteil.
Hätte
ich mir mit der Tötung der ganzen alten Herrscherfamilie
wahrscheinlich einen ewigen Gegner meines Zukunftsreiches dauerhaft
vom Hals gehalten, gab ich ihm mit dieser Knechtbefreiung
wahrscheinlich seine Anhänger zurück.
Das
ahnte ich an jenem Tage nur sehr vage. Es war herrliches Wetter. Ich
hatte allen ehemaligen Knechten und Dienern erlaubt mitzunehmen,
wovon sie meinten, es stünde ihnen zu. Ich hatte ihnen erlaubt, die
Tiere des Stalls und Saatgetreide mitzunehmen. So schaute ich
geradezu wehmütig jenem imposanten Treck hinterher, der meiner
Meinung nach einer Zukunft in Freiheit entgegen davonzog. Wer hat
schon die Gelegenheit, unbelastet noch einmal völlig von vorn
anzufangen.
Endlich
konnte ich beginnen, mein neues Reich zu ordnen. Beginnen würde ich
hier in der Kommandozentrale. Für alle technisch erforderlichen
Aufgaben reichten die bereits verfügbaren Robbis aus. Am meisten
freute ich mich, dass ich mich nicht an diesen Standard-Brei würde
gewöhnen müssen. Ein Küchenrobbi wurde mit ein paar
Zusatzprogrammen und einem der beiden Replikatoren ausgestattet.
Damit war die Verpflegung für 100 Menschen oder Saks dauerhaft
gesichert – mit abwechslungsreicher Nahrung wohlgemerkt.
Und
ich konnte mit den Lehrprogrammen für meine künftigen
Gesellschaftsschülerinnen beginnen. Vor mir stand etwas
Gigantisches: Ich würde mein Land mit einer Gemeinschaft sicher,
frei und glücklich lebender neuer Menschen besiedeln. Es würde
Generationen dauern. Aber gerade Zeit besaß ich ja im Überfluss.
Ich
wollte nicht absolut bei Null beginnen. Meine ersten Schülerinnen
und in gewisser Hinsicht bald ersten Lehrerinnen waren jene fünf
Mädchen, die sich wahrscheinlich gruselten so allein in der riesigen
Burg ...
Die
Änderungen würden klein beginnen. Vorbei die Zeiten, da
irgendwelche Diener der Herrschaft, also mir, die gewünschten
Untergebenen zuführten. Ich würde mich auch selbst bequemen können.
Außerdem, gebe ich zu, war ich neugierig darauf, ob und wie die
Mädchen sich in ihren Zimmern eingerichtet hatten.
Die
nächste Änderung: gewöhnliches Klopfen, diesmal vom Herrn beim
Gastkind.
Keine
Reaktion. Stärkeres Klopfen. Ein Ruf aus dem Raum. Der Translator
übersetzte „Herein!“
Auf
den Anblick war ich nicht gefasst. Alles ging erst ganz schnell. Tür
auf. Freier Blick auf die Bewohnerin. Erkennen meinerseits. A 14!
Erschrecken ihrerseits. Das anfangs halb aufgerichtete, neugierige
Mädchen schrumpfte zusammen zu einem Klumpen von vielleicht 35
Kilogramm Angst und Schrecken.
Meine
Netzhaut hatte noch ein paar Rehaugen eingefangen, ein Gesicht, von
dem ich mir sogar vorstellen konnte, es einmal schön zu finden. Da
ist viel Gewöhnung dabei. Die fast kugelförmige Form ihres Kopfes
und das dem entsprechend kreisrunde Gesicht entsprachen zwar nicht
den Idealen der Erde. Das Näschen, das wie bei den meisten Saks
aussah, als wäre es durch einen frühkindlichen Boxtreffer ins
Gesicht hineingedrückt worden, störte auch ein wenig. Aber sonst?
Nun
sah sie verschüchtert nach unten.
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