Mittwoch, 23. Mai 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1399

Wer die Anspielung gestern nicht verstanden hat: Meine erste Begegnung Mit Gottfried Benn war der Spruch "Die Krone der Schöpfung: Der Mensch, das Schwein ..." (Interpunktion von mir...)
So um die Ecke wird diesmal in den "Gedichten des Tages" nicht gedacht werden:


Jeder, der schon einige seiner Gedichte kennt, ahnt, was Sebastian Deya auf dem Herzen hat, was er meinen könnte, wenn er "Meine Heimat" sagt.
Insoweit hat er etwas mit Slov ant Gali gemeinsam, bei dem man gewissen Fragen uns Antwortangebote fast "Mit einstellbarer Ganggenauigkeit" erwarten kann ...


Und auch die nächste utopische Fortsetzung erzählt "nur" das Romanprojekt weiter:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (62)


... Ich kann´s kurz machen. Das, was dann geschah, konnte man schlicht ein Desaster nennen, einen Reinfall oder mit Flüchen belegen. Wichtig war nur eines: Das Dorf war verlassen. Keine Saks weit und breit. Natürlich auch kein Kind. Ich konnte darüber spekulieren, ob durch die Seuche ausgerottet oder vor der Seuche geflohen oder vor mir oder aus einem anderen Grund. Letztlich war es egal. Das Bild, das wir bei diesem Sturmangriff abgaben, war alles Andere als Respekt einflößend. Reichlich vertrottelt standen 17 bedrohlich wirkende Gestalten auf dem Anger und niemand war da, der sich bedroht fühlen wollte. Ich war so was von wütend!
Das dauerte nur Sekunden. Also mit leeren Händen zurückzukommen kam nicht in Frage. Ohne viel nachzudenken betrachtete ich also die Taschenkarte. Bis zur nächsten Siedlung waren es etwa vier Kilometer Marsch. Bis wir dort wären, wäre es zwar völlig finster. Aber sei´s drum. Vielleicht wäre es sogar ein Vorteil. Ich wollte etwas schaffen. Also befahl ich die Wiederholung des Unternehmens mit einer Abwandlung: Die drei anderen Züge würden die Ortschaft nicht weiträumig umgehen, sondern in der Dunkelheit durch die Siedlung schleichen, um die Bewohner überraschend zu wecken.
Die Robbis arbeiteten exakt. Sie marschierten geräuschlos durch die Siedlung Nummer drei, der vierte, also mein Zug, entzündete ein künstliches Lagerfeuer und dann begann das Geschrei. Nein, ich seh es ein: Fein war die Sache nicht, aber effektiv. Zur Schlafenszeit waren normalerweise alle lebenden Dorfbewohner daheim. Mit uns war nicht zu rechnen. Es war eine leichte Überrumplung.
 Diesmal trafen wir wahrscheinlich alle Bewohner dieses Dorfes an. Die Robbis trieben sie hemmungslos zusammen. Eines der Vorteile von Robbis, dass sie Hemmungen nur so weit kennen, wie man sie ihnen programmiert hatte – und man hatte sie nur in Beziehung zu Menschen programmiert. 
Meine Rede war kurz, aber durch die nächtliche Akustik über den Translator eindrucksvoll.
Ihr habt sicher gehört“, rief ich beschwörerisch, „dass die Burg einen neuen Herrn hat. Der bin ich. Ich stelle euer Dorf kraft meiner Macht für das kommende Jahr von allen Abgaben frei. Eure Kinder müssen dafür nur zur Schule gehen und dazu auf der Burg wohnen. Pro Kind erhält die Familie einen Sack Saatgetreide. Diese Pflicht betrifft anfangs nur die Mädchen. Bitte verabschiedet euch sofort von den Kindern. Wenn sie sich ordentlich aufführen, können sie jeweils an Sonntagen auf der Burg besucht werden.“ ...


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