Sonntag, 27. Mai 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1403

Eigentlich haben die "Gedichte des Tages" einen Schwenk in Richtung neuer Erfolg bitter nötig. Wer kann den erreichen?


Jedes Blog hat seine sich entwickelnden "jungen Wilden". Eine solche Stimme ist hier sicher die von Thomas Reich, der expressiv seinen persönlichen Freiraum einfordert ... bzw. gegen dessen Verlust rebelliert: "umgluckt".
Variationen zu einem Thema ... Diesmal die politische Frage, was denn eigentlich links ist. Klar, dass sie sich nicht mit einem oder drei Gedichten beantworten lässt, aber Blitzlicher zum erhellten Weiterdenken sind doch möglich: "links (1)"


Die Schwenks in einem utopischen Romanmanuskript stecken dagegen in der Handlung selbst:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (66)


... Das mit der Biologie kreiste mir wiederum deshalb durch den Kopf, weil wahrscheinlich schon vierjährige Saksmädchen mehr von der einheimischen Flora und Fauna verstanden als ich und mir hier auch meine Speichermedien kaum weiterhelfen würden. Also viele Möglichkeiten für mich zur Blamage auftauchen konnten.
Lange nach der Schulzeit hatte ich dann im Prinzip begriffen, dass es beim Unterricht weniger darauf ankommt, zu lernen, was man gerade lernt, sondern das Lernen zu lernen, ohne zu merken, dass man nur das Lernen lernte. Vielleicht war nur einer in der Klasse, für den genau der Stoff das Wichtigste für sein Leben werden würde. Wir hatten uns erschlossen, wie komplex die Welt war, dass man nie alles begreifen würde, aber lernen musste, uns den Rest dazu anzueignen – und das mit Spaß. Und dass, wenn man mit vielen geschärften Sinnen erfasst, wie viele Farben und Töne die Welt bietet, man eben reicher, also glücksfähiger ist, als wenn man nur hell und dunkel unterscheiden kann. Wenn es den Mädchen dunkel würde, dann brächten die das mit irgendwelchen Waldgeistern in Verbindung.
Ja, das alles wollte ich diesen Saks-Kindern eintrichtern. Also auch, dass es keine Waldgeister gab. Was ich aber nicht wissen konnte, weil … vielleicht gab es Nachttiere, die ganz ungewöhnliche Fähigkeiten besaßen? Und vielleicht war auch das ein Stück vom Schrecklichen: Irgendwie waren diese kleinen Wesen da für mich eine Mischung aus Bemitleidenswertem, Tierischem, zu Bändigendem und Spielzeug. Und schon damals wäre ich in der Lage gewesen, dir ein Zitat herauszusuchen, dass es nicht ausreicht, nichts Böses zu wollen …

 Bemitleidenswert? Heute kann ich es ja eingestehen: Neben der erregenden Aussicht, dass diese Mädchen einmal Frauen werden würden – eventuell bei mir und für mich – ekelte ich mich in meinem Innersten auch ein wenig, wie sie da so gierig und ungeschickt löffelten. Fraßen. Ich weiß nicht, ob mir das ohne die lautstark vorgetragenen Vorbehalte meiner künftigen Gruppenleiterinnen gleich so bewusst geworden wäre. Wenn nicht, dann hatten sie mich eben darauf gestoßen: Auf dem Hof liefen Parasitennester auf zwei Beinen herum.
Nun, wo ich darauf achtete, fielen mir immer die Mädchen ins Auge, die sich ungeniert kratzten. So sollten sie nicht in ihre künftigen Räume auf der Burg kommen. Während die Kleinen auf dem Hof spielten, überprüften die Robbis das Schleusensystem zum künftigen Reich der Burgkinder. Meine Erziehungsmädchen waren sich ihrer Rolle bewusst. Zumindest zwei von ihnen hatten schon ihre Gruppe beisammen. Ich hüllte mich in Leder, setzte eine Gesichtsmaske auf, strich über den Hof und suchte mir eine Gruppe von acht Mädchen zusammen. Die hatten sich in eine Reihe vor der Seitenpforte hinzusetzen und zu warten. Dann wurde für das erste Mädchen jene Pforte geöffnet. Plötzlich stand sie allein in einem schwach beleuchteten Kämmerchen. Hinter ihr war die Tür zugeschlagen, irgendwoher ertönte eine Stimme: „Zieh dich aus und wirf alle deine Sachen durch die Luke neben dem Licht!“ ...

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