Jedes Blog hat seine sich entwickelnden "jungen Wilden". Eine solche Stimme ist hier sicher die von Thomas Reich, der expressiv seinen persönlichen Freiraum einfordert ... bzw. gegen dessen Verlust rebelliert: "umgluckt".
Variationen zu einem Thema ... Diesmal die politische Frage, was denn eigentlich links ist. Klar, dass sie sich nicht mit einem oder drei Gedichten beantworten lässt, aber Blitzlicher zum erhellten Weiterdenken sind doch möglich: "links (1)"
Die Schwenks in einem utopischen Romanmanuskript stecken dagegen in der Handlung selbst:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (66)
... Das
mit der Biologie kreiste mir
wiederum deshalb durch den Kopf, weil wahrscheinlich schon
vierjährige Saksmädchen mehr von der einheimischen Flora und
Fauna verstanden als ich und mir hier auch meine Speichermedien kaum
weiterhelfen würden. Also viele Möglichkeiten für mich zur Blamage
auftauchen konnten.
Lange
nach der Schulzeit hatte ich dann im Prinzip begriffen, dass es beim
Unterricht weniger darauf ankommt, zu lernen, was man gerade lernt,
sondern das Lernen zu lernen, ohne zu merken, dass man nur das Lernen
lernte. Vielleicht war nur einer in der Klasse, für den genau der
Stoff das Wichtigste für sein Leben werden würde. Wir hatten uns
erschlossen, wie komplex die Welt war, dass man nie alles begreifen
würde, aber lernen musste, uns den Rest dazu anzueignen – und das
mit Spaß. Und dass, wenn man mit vielen geschärften Sinnen erfasst,
wie viele Farben und Töne die Welt bietet, man eben reicher, also
glücksfähiger ist, als wenn man nur hell und dunkel unterscheiden
kann. Wenn es den Mädchen dunkel würde, dann brächten die das mit
irgendwelchen Waldgeistern in Verbindung.
Ja,
das alles wollte ich diesen Saks-Kindern eintrichtern. Also auch,
dass es keine Waldgeister gab. Was ich aber nicht wissen konnte, weil
… vielleicht gab es Nachttiere, die ganz ungewöhnliche Fähigkeiten
besaßen? Und vielleicht war auch das ein Stück vom Schrecklichen:
Irgendwie waren diese kleinen Wesen da für mich eine Mischung aus
Bemitleidenswertem, Tierischem, zu Bändigendem und Spielzeug. Und
schon damals wäre ich in der Lage gewesen, dir ein Zitat
herauszusuchen, dass es nicht ausreicht, nichts Böses zu wollen …
Bemitleidenswert?
Heute kann ich es ja eingestehen: Neben der erregenden Aussicht, dass
diese Mädchen einmal Frauen werden würden – eventuell bei mir und
für mich – ekelte ich mich in meinem Innersten auch ein wenig, wie
sie da so gierig und ungeschickt löffelten. Fraßen. Ich weiß
nicht, ob mir das ohne die lautstark vorgetragenen Vorbehalte meiner
künftigen Gruppenleiterinnen gleich so bewusst geworden wäre. Wenn
nicht, dann hatten sie mich eben darauf gestoßen: Auf dem Hof liefen
Parasitennester auf zwei Beinen herum.
Nun,
wo ich darauf achtete, fielen mir immer die Mädchen ins Auge, die
sich ungeniert kratzten. So sollten sie nicht in ihre künftigen
Räume auf der Burg kommen. Während die Kleinen auf dem Hof
spielten, überprüften die Robbis das Schleusensystem zum künftigen
Reich der Burgkinder. Meine Erziehungsmädchen waren sich ihrer Rolle
bewusst. Zumindest zwei von ihnen hatten schon ihre Gruppe beisammen.
Ich hüllte mich in Leder, setzte eine Gesichtsmaske auf, strich über
den Hof und suchte mir eine Gruppe von acht Mädchen zusammen. Die
hatten sich in eine Reihe vor der Seitenpforte hinzusetzen und zu
warten. Dann wurde für das erste Mädchen jene Pforte geöffnet.
Plötzlich stand sie allein in einem schwach beleuchteten Kämmerchen.
Hinter ihr war die Tür zugeschlagen, irgendwoher ertönte eine
Stimme: „Zieh dich aus und wirf alle deine Sachen durch die Luke
neben dem Licht!“ ...
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