Sonntag, 20. Mai 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1396

Es ist gar nicht so einfach, immer wieder neu einen nicht total sinnlosen Einführungssatz für die beiden klassischen Hauptteile dieses Journals zu finden, vor allem, wenn dieser Einführungssatz den Einführungssatz der "Gedichte des Tages" "einführen" würde:


Oh, lieber Goethe, wie hattest du Recht mit deinem Zauberlehrling: Kaum war das Gedicht über die Eifersucht auf die neue Hausspinne veröffentlicht, bekam ich schon von Brunhild Hauschild die Meldung zugeschickt, sie habe auch ein Gedicht über "Unser Haustier" anzubieten. Und das mit der ungewöhnlichen Biologie, dass Heidi zuschnappt, weil sie eine Brille brauchte.
... 
So ganz neu ist das Grundmotiv aus "Bevor mein Webstuhl still steht ..." ja nicht, aber wohl noch genug, um als echtes neues Testgedicht durchzugehen...


Und es war einst keine gar nicht so schlechte Notlösung, die nächste Fortsetzung des alltäglichen Fortsetzungsromans in der Zeitung durch den letzten Satz der vorigen Ausgabe einzuleiten:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (59)



... Ich aber wünschte mir keine abschreckend riechenden Mitbewohner, sondern mindestens WCs für alle und Duschen.

Ein elektrisches Pumpwerk war nicht sonderlich kompliziert. Rohre, Zwischenspeicher, ein System von Heizschlangen. Die skeptische Frage meiner Mädchen, was das für ein Monsterkrach sei, wimmelte ich mit einem „Wartet´s nur ab – ihr werdet schon sehen“ ab.
Zuerst war das Bad mit WC und Dusche in meiner Herrensuite fertig. Richtiges natürliches Brunnenwasser, das man als Wasserfall über den Körper prasseln lassen konnte und dabei trinken! Wann hatte ich das das letzte Mal genossen? Mehrere Jahre war das her. Die Zeit im Raumschiff zählte nicht. Ich stellte auf warm – so viel Luxus musste sein – und sang. Irgendwas Verrücktes. Schaumbad für die Haare. Abspülen.
Mit nassen Haaren lief ich in L` an` sanjas Zimmer. Vergnügt packte ich die Verwirrte, schleifte sie in mein Bad. Mein Kommando „Ausziehn!“ führte sie ohne Zögern aus. „Stell dich hierhin und rühr dich nicht!“
Und dann weidete ich mich an der Verwirrung des Mädchens, plötzlich in einem warmen Regen zu stehen. Ich reichte ihr ein duftendes Duschbad, zeigte ihr, wozu es gut war. Der Duft begeisterte sie und ich hatte Mühe, sie davon zu überzeugen, den Schaum wieder abzuspülen. Und ich berührte sie und sie berührte mich und wenn uns Menschen so beobachtet hätten, so hätten sie uns für ein verliebtes Paar gehalten. Doch dann fiel ihr plötzlich etwas ein. Nass, wie sie war, patschte sie durch meinen und ihren Raum, brüllte etwas, was ich nicht verstand, also wirklich nicht verstand. Dann kamen die anderen vier Mädchen angerannt.


Plötzlich, während ich ihnen so zusah, schossen mir mindestens zwei Gedanken gleichzeitig durch den Kopf. Der eine: ich sollte mich schämen für meinen Voyeurismus und der zweite: es war viel zu lange her, dass ich das letzte Mal mit einer Frau eins gewesen war. Wie alt mochten die Mädchen sein? Damals wusste ich ja nicht einmal, dass ein Sakurjahr eben 16 anstelle der mir vertrauten 12 Monate dauert. Mir war nur klar, dass ich Erdverhältnisse nicht verwenden sollte. Ich ahnte nur, dass die Mädchen vor mir viel früher reife Frauen sein würden, als mir lieb sein konnte. In fünf Jahre hätten diese hier vielleicht längst ihr drittes Kind geboren. Irgendwie wünschte ich trotzdem, für die Mädchen möge dieser unbeschwerte Moment nicht wieder enden ..

Ich erlebte eine erfüllte Zeit. Was machte es mir für einen Spaß, etwas zu tun, wofür ich bewundert wurde. So viele Vorgänge verwirrten die Mädchen. Am meisten zugegebenermaßen die Essensausgabe. Da sie auf keine Fragen in Richtung Replikator-Technik kommen sollten, erlebten sie von der Küche nur die Luke, aus der heraus ein menschenähnliches Robbi-Gesicht die jeweiligen Speisen reichte. ...

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